Die Valoren von Ems-Chemie sind positiv in das neue Jahr gestartet und von 631 auf über 800 Franken in der Spitze gestiegen, nachdem der Jahresabschluss gut ausgefallen war. Gewinnmitnahmen setzten in den letzten Tagen bereits ein und deuteten an, dass der Ausblick doch noch eingetrübt sein könnte. Die Zahlen heute Morgen haben dies bestätigt, das Resultat im ersten Quartal vermochte nicht zu überzeugen. 

Der Umsatz fiel wegen der eingetrübten Marktstimmung in Europa, der nur schleppenden Erholung in China und der abnehmenden Marktdynamik unter den Erwartungen aus. Das Management hielt dazu fest, dass es auch weiterhin mit anspruchsvolleren Marktbedingungen rechne als bisher angenommen. 

Der Analyst Philipp Gamper von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) hat in einem Kommentar denn auch ein klares Verdikt zur Hand: "Vor diesem Hintergrund hat Ems die Jahresguidance 2023 auf neu 'leicht unter Vorjahr' reduziert, was nach Lesart Ems einen Rückgang bei Umsatz und EBIT zwischen 0 und -10 Prozent bedeutet. Wir werden unsere Gewinnschätzungen entsprechend um rund 5 Prozent reduzieren."

Im Vergleich zur Konkurrenz wird der Titel nicht als günstig gesehen. "Mit einem EV-EBITDA-23E von aktuell 25.7x weist Ems-Chemie eine Prämie von über 100 Prozent zur Peergruppe auf. Wegen der guten Titelqualität, des überdurchschnittlichen Margenniveaus und der hohen Nettoliquidität ist Ems-Chemie dennoch mit 'Marktgewichten' eingestuft", so die ZKB. 

Etwas optimistischer ist die Einschätzung von Mirabaud Securities. Deren Analysten halten fest, dass sich im März und April leichte Verbesserungen in China abzeichnen, aber immer noch auf sehr niedrigem Niveau. Die Preise stiegen ebenfalls um rund 7 Prozent, jedoch führten die Überkapazitäten insbesondere im europäischen Markt zu einem Absatzrückgang von rund 20 Prozent bei Specialty Chemicals. 

Mirabaud erwartet heute eine schwache Aktienkursreaktion. Trotzdem bekräftigen wir unsere Kaufempfehlung, da High Performance Polymers weiterhin neue Geschäfte hinzugewinnt, insbesondere im Automobilmarkt, wo wir weiteres Aufwärtspotenzial sehen.

Vontobel ergänzt schliesslich gegenüber der Nachrichtenagentur AWP, dass das Unternehmen zwar die Kraft habe, auch in schwierigen Zeiten neue Geschäfte zu akquirieren, es sich aber den schwierigen Marktentwicklungen, nicht entziehen könne.

Thomas Daniel Marti
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