Hinzu kamen ein gestiegener Wettbewerbsdruck in Indonesien, Thailand und Ghana sowie weniger Arbeitstage im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Von März bis Juni ging der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) pro forma um ein Prozent auf 964 Millionen Euro zurück, wie die im Dax notiert Gesellschaft am Dienstag mitteilte. Damit schnitt HeidelbergCement schlechter ab als Experten erwartet hatten. Den Ausblick für das Gesamtjahr bestätigte das Unternehmen.

An der Börse kam die Quartalsbilanz mässig an. Die Aktie verlor zum Handelsstart um 0,5 Prozent. Der Baustoffkonzern habe ein durchwachsenes Quartal hinter sich, auch mit einigen unerwarteten Einmalbelastungen, schrieb Analyst Phil Roseberg von dem US-Analysehaus Bernstein Research in einer Studie. Andererseits habe das Management über eine gute Geschäftsentwicklung seit Mai berichtet und sich optimistisch zum zweiten Halbjahr geäussert. Commerzbank-Analyst Norbert Kretlow hält zwar die Jahresziele für erreichbar, aber er sieht in Grossbritannien die Gefahr eines Geschäftsrückgang und in den USA einer nachlassenden Dynamik.

Regenfälle in Kalifornien bremsen

Der Umsatz legte im zweiten Quartal mit 4,6 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr um 1 Prozent zu. Während HeidelbergCement von einer guten Nachfrage in Nordeuropa und Deutschland profitierte, bremsten Produktionsausfälle in Kalifornien und Projektverzögerungen in Grossbritannien den Zuwachs. Unter dem Strich blieb ein für die Aktionäre anrechenbarer Gewinn von 358 Millionen Euro. Das waren 12 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dazu beigetragen haben neben geringeren Finanzierungskosten auch Synergien aus der Italcementi-Übernahme. HeidelbergCement hatte den italienischen Konkurrenten im dritten Quartal 2016 für rund 3,7 Milliarden Euro übernommen.

Die beiden Konkurrenten LafargeHolcim und Cemex präsentierten bereits ihre Quartalszahlen. Für den Schweizer Zementriesen liefen die Geschäfte in den USA, Mexiko, Nigeria und Südamerika besser, Überkapazitäten machten dem Unternehmen hingegen in Teilen von Asien zu schaffen. Bei Cemex drückte vor allem das schwächere Kolumbien-Geschäft auf die Bilanz.

Ausblick bestätigt

Trotz für Analysten enttäuschenden Quartalszahlen zeigte sich Unternehmenschef Bernd Scheifele weiterhin zuversichtlich für das Gesamtjahr. "Wir sehen einen klaren Aufwärtstrend seit Ostern und erwarten eine deutlich stärkere Entwicklung für das zweite Halbjahr", sagte er bei Vorlage der Zahlen. Für das laufende Jahr peilt HeidelbergCement weiterhin "moderate" Zuwächse bei Umsatz und operativen Ergebnis (Ebitda) an. Moderat bedeute bei HeidelbergCement ein Anstieg zwischen 5 bis 10 Prozent, hatte Unternehmenschef Scheifele bei der Vorlage der Jahreszahlen 2016 im März erläutert.

Der um Sondereffekte bereinigte Jahresüberschuss soll mehr als 10 Prozent zulegen. Dabei rechnet das Unternehmen etwa Wechselkurs- und Konsolidierungseffekte heraus. Um das vergangene mit dem laufenden Jahr vergleichbar zu machen, rechnet das Unternehmen dabei Italcementi komplett in die Bilanz des Vorjahres hinein.

Bessere Geschäfte in den Industriestaaten erwartet

Zuversichtlich zeigte sich Scheifele vor allem für das Nordamerika-Geschäft. Für die Region West- und Südeuropa rechnet das Unternehmen ebenfalls mit einer positiven Entwicklung. Dabei geht HeidelbergCement vor allem von weiterhin guten Geschäften in Grossbritannien und einer robusten Konjunktur in Deutschland aus. Eine steigende Nachfrage nach Baustoffen erwarten die Heidelberger auch in Osteuropa dank der EU-Infrastrukturprogramme. Besser sollte es auch wieder in Indonesien laufen, während die Nachfrage in China weiter zurückgehe. Die Lage in der Ukraine bleibe schwierig. HeidelbergCement beschäftigt insgesamt gut 60 000 Mitarbeiter.

(AWP)