Er schwöre auf seine Ehre, vor der grossen türkischen Nation und der Geschichte, die Existenz und die Unabhängigkeit des Staates zu schützen, sagte Erdogan bei der am Samstag live im Fernsehen übertragenen Zeremonie im Parlament in Ankara. Der 69-Jährige, der in Umfragen teils zurückgelegen hatte, hatte bei der Stichwahl am vergangenen Wochenende 52,2 Prozent der Stimmen geholt.

Seine Amtszeit von nun weiteren fünf Jahren wird es Erdogan ermöglichen, seine zunehmend autoritäre Politik fortzusetzen. Diese hat das Land polarisiert, aber die türkische Position als regionale Militärmacht gestärkt.

Nach der Vereidigung im Parlament ist eine Zeremonie im Präsidentenpalast mit hochrangigen Vertretern aus 78 Ländern und internationalen Organisationen geplant - darunter Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, der venezolanische Präsident Nicolas Maduro und Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban.

Seine neue Ministerriege wird Erdogan voraussichtlich ebenfalls noch am Samstag ernennen. Dabei wird mit Spannung darauf geblickt, ob er den ehemaligen Finanzminister Mehmet Simsek in sein Kabinett aufnimmt. Dieser ist an den Finanzmärkten hoch angesehen und gilt als Vertreter der allgemein gültigen Regeln der Wirtschafts- und Finanzpolitik.

Sollte Simsek der künftigen Regierung angehören, könnte das eine Abkehr des bislang in der Türkei eher ungewöhnlichen und nicht den allgemeinen Standards entsprechenden wirtschaftlichen Kurses bedeuten. So hatte die Zentralbank trotz extrem hoher Inflation die Zinsen gesenkt, anstatt sie im Kampf gegen die Teuerung anzuheben. Dahinter steht Erdogan, der sich selbst als "Zinsfeind" bezeichnet und mit billigem Geld die Wirtschaft anschieben will. Als Folge wertete die Landeswährung Lira drastisch ab, was wiederum das Inflationsproblem verschärfte. Die Türkei muss viele Waren und Rohstoffe importieren, die durch die schwache Lira teurer werden. Experten haben gewarnt, die Wirtschaft steuere bei einer Fortsetzung der derzeitigen Politik auf Turbulenzen zu, da ihre Devisenreserven erschöpft seien.

(Reuters)