Die Investmentfirma Viceroy Research wettet gegen börsennotierte Unternehmen, die für sie für korrupt oder schlecht verwaltet hält und veröffentlicht regelmässig Berichte zu den angeblichen Unregelmässigkeiten. Zum eigenen Vorteil: Fällt der Aktienkurs stark, verdienen die Shortseller unter der Führung des ehemaligen Sozialarbeiters Fraser Perring daran.

Das Recherchehaus veröffentlichte am Mittwoch einen Bericht, dass Hexagon, eines der grössten schwedischen Unternehmen, sein organisches Wachstum überbewertet und es versäumt hat, Transaktionen offenzulegen. "Die Akquisitionen selbst scheinen massenhaft unterdurchschnittliche Ergebnisse zu erzielen," schreibt Viceroy.

Nachdem die Hexagon-Aktie in den Minuten nach der Veröffentlichung des Berichts um 8,2 Prozent gefallen war, erholte sie sich und schloss am Mittwoch mit einem Plus von 0,4 Prozent.

Alles nur heisse Luft, also? Sicherlich nicht, wenn es nach Viceroy geht. "Anschnallen. Das ist eine grosse Sache", resümieren die Autoren im Bericht.

Am Donnerstag nimmt der Druck auf die Aktie wieder zu: der Titel verliert 2,5 Prozent. Die Aktie hatte zuvor schon einen schwierigen Juli, in dem sie bis dato um 17 Prozent fiel und ihr Plus im bisherigen Jahresverlauf ausradierte.

Hexagon, dessen grösster Aktionär der schwedische Milliardär Melker Schörling ist, lehnte eine Stellungnahme ab, als es von Bloomberg News kontaktiert wurde. Das Unternehmen hat eine Marktkapitalisierung von rund 30 Milliarden Dollar.

Von Wirecard bis SBB

Im Oktober 2021 veröffentlichte Viceroy einen ausführlichen Bericht, in dem die deutsche Adler-Gruppe beschuldigt wurde, "auf systemischer Unehrlichkeit aufgebaut" zu sein, und kritisierte ihre Finanzinformationen und Unternehmensführung. Das Immobilienunternehmen, dessen Aktien seither um 95 Prozent eingebrochen sind, steht nun im Mittelpunkt einer umfassenden Untersuchung der europäischen Behörden wegen mutmasslichen Fehlverhaltens.

Viceroy hatte auch Erfolg bei Wetten gegen den schwedischen gewerblichen Vermieter Samhallsbyggnadsbolaget i Norden - besser bekannt als SBB - und den britischen Anbieter von Sozialwohnungen Home REIT. Letzterer war gezwungen, forensische Ermittler einzuschalten, um die von der Firma erhobenen Vorwürfe zu untersuchen.

Perring war einer der ersten Kritiker von Wirecard, des deutschen Zahlungsunternehmens, das 2020 zusammenbrach. Er gab 2016 als Initator des sogenannten “Zatarra-Reports” den Anstoss für zahlreiche Wirecard-Recherchen. In dem Papier warf er dem Zahlungsdienstleiter Betrug und Korruption vor.

Der erfolgreiche Wirecard-Shortseller hat aber auch Kontroversen ausgelöst. Er und seine Viceroy-Partner wurden 2021 von der südafrikanischen Aufsichtsbehörde wegen "falscher" Äusserungen über die Capitec Bank Holdings zu einer Geldstrafe verurteilt, obwohl ein Gericht im vergangenen Jahr entschied, dass es nicht zuständig war, Perring zu bestrafen.

Mit Material der Nachrichtenagentur Bloomberg.

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