Gestern hat in Dubai die 28. UNO-Klimakonferenz begonnen, die COP 28. Im Zentrum steht die weltweite Bestandesaufnahme und die Frage, wie das Netto-null-Ziel bis 2050 doch noch zu erreichen ist.
Ein zentrales Instrument zur Reduktion der Treibhausgasemissionen ist deren Bepreisung. Das erreicht man durch eine CO2-Steuer oder Emissionsrechte, die gehandelt werden können. Letzteres hat den ökonomischen Vorteil, dass Emissionen dort reduziert werden, wo die Kosten dafür relativ tief sind.
Emissionshandelssysteme haben als Obergrenze eine jährlich sinkende Menge an neu verfügbaren Emissionsrechten im System, auch «Cap» genannt. Ein Teil der Emissionsrechte wird gratis zugeteilt, ein Teil versteigert. Die Emissionsrechte können zur Deckung der eigenen Emissionen verwendet werden oder an andere Teilnehmer verkauft werden. Wer seine Emissionen nicht senkt und zuwenige Zertifikate hat, muss diese einkaufen.
Europa ist Vorreiterin bei Emissionshandelszertifikaten. Auch die Schweiz kennt so ein System und ist damit wie auch das britische ans europäische Handelssystem angeknüpft. In der EU sind so etwa 40 Prozent der Emissionen durch den Zertifikatshandel abgedeckt. Weltweit gibt es über zwanzig weitere Emissionshandelssysteme, selbst in China können Unternehmen CO2-Zertifikate handeln.
Unterdessen werden etwa ein Viertel der weltweiten Emissionen durch die Kohlenstoffbepreisung erfasst. Aber das ist immer noch viel zu wenig.
Und vor allem sind die Preise zu tief. Es kostet die Unternehmen zu wenig, um Treibhausgase in die Luft zu lassen. Laut Schätzungen wäre zur Erreichung der Klimaziele ein globaler Kohlenstoffpreis von mindestens 80 Dollar pro Tonne nötig, um genug Anreiz für die Umstellung auf klimafreundlichere Prozesse zu schaffen.
Nicht einmal in Europa ist das erfüllt, wo die Preise seit der Einführung einer Marktstabilitätsreserve und vor allem seit der Gaskrise am höchsten sind. Anfang Jahr kletterte der europäische CO2-Preis sogar auf über 100 Euro pro Tonne. Seither ist er aber wieder um einen Viertel gesunken.
In Kalifornien ist der Preis dieses Jahr von 30 auf 37 Dollar gestiegen, aber auch das tut im Portemonnaie der Verursacher noch zu wenig weh. Im chinesischen Emissionshandelssystem kostet das Recht zur Emission von einer Tonne Kohlenstoff sogar weniger als 10 Dollar.
Im Prinzip funktioniert der CO2-Emissionshandel. Doch derzeit scheint es ein Überangebot an CO2-Zertifikaten zu geben, was auf den Preis drückt. Die an der COP 28 angestrebten Ziele werden damit kaum zu erreichen sein.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Handelszeitung unter dem Titel: "Der CO2-Preis ist viel zu tief".