Der derzeitige Negativtrend des Schweizer Aktienmarktes könnte durchaus noch bis und mit diesen Sommer anhalten, sagt Christian Gattiker im cash-Börsen-Talk. "Wie schnell wir da raus finden, ist fraglich. Zumal bald die saisonal schwache Phase erst anbricht", so der Chefstratege der Bank Julius Bär.

Der Swiss Market Index (SMI) hat nach seinem Jahreshöchststand bei 8544 Punkten am 21. Januar rund 4 Prozent abgegeben und notiert nun mit gut 8200 Zähler in etwa gleich hoch wie Anfang Jahr. "Wir sind sehr euphorisch ins Jahr gestartet. Der Schweizer Aktienmarkt ist derart hoch gestiegen, dass eine Verschnaufpause die logische Konsequenz ist", sagt Gattiker.

Als Gründe für die Korrektur nennt der Julius-Bär-Stratege einerseits die Situation in China, wo das gesamte Wachstumsmodell und das Finanzsystem im Umbruch sei. Andererseits spiele das geopolitische Säbelrasseln in der Ukraine eine Rolle. Beide Faktoren würden für Unsicherheit an den Finanzmärkten sorgen, so Gattiker.

Gesundheitswesen als Perspektive

Anlegern empfiehlt Gattiker in dieser fragilen Situation dennoch, Positionen aufzubauen. Insbesondere im Gesundheitswesen sieht er spannende Langfristperspektiven. Titel wie derjenige von Novartis habe den Anlegern in den letzten 10 bis 15 Jahren – bis auf die Dividende - kaum Freude bereitet. "Aber jetzt sehen wir erstmals Bewegung aufkommen", so Gattiker. Das habe unter anderem mit der globalen Demographie zu tun.

Zwar legt Gattiker nicht besonders viel Wert auf einzelne Quartalsabschlüsse. Denn er verfolge eine längerfristige Perspektive. Aber von den Unternehmen, die ihre Jahreszahlen bereits präsentierten, haben ihn insbesondere Logitech und Clariant positiv überrascht. Beide Firmen haben dank Restrukturierungen ihre Profitabilität gesteigert.

Sogenannte Börsenlieblinge wie Nestlé oder Syngenta enttäuschten Gattiker hingegen eher ein wenig. Nestlé sei zwar eine solide Wachstumsgeschichte. "Aber im Moment beurteilen wir den Titel neutral und uns fehlen die Auslöser, die zu einer Neubewertung führen könnten", so Gattiker.

Goldpreis wird wieder fallen

Die selben Gründe, die auf den Aktienmarkt drücken, sorgen laut Gattiker für die aktuelle Gold-Hausse. Der Preis für eine Unze Gold ist seit Jahresbeginn um rund 14 Prozent auf 1373 Dollar und somit auf den höchsten Stand seit sechs Monaten geklettert. Dies nachdem Gold im letzten Jahr einen Viertel seines Wertes verloren hatte. "Von China wird plötzlich mehr Gold nachgefragt, weil die Währungsunsicherheit gross ist. Und auch die geopolitischen Unwägbarkeiten waren mitentscheidend. Solange diese Unsicherheiten schwer berechenbar sind, hält die Gegenbewegung an", sagt Gattiker.

Er rechnet damit, dass diese Gegenbewegung noch mindestens vier bis sechs Wochen weiter besteht. Dann aber sei mit einer neuerlichen Korrektur zu rechnen: "Auf Ende Jahr prognostizieren wir einen Preis von 1100 Dollar pro Unze. Das setzt allerdings voraus, dass die wirtschaftliche Normalisierung, die wir in den USA und in Europa gesehen haben, andauert."

Trotz der jüngsten Hausse halte Julius Bär deshalb kein Gold in den verwalteten Vermögen. In einem Schweizer Portfolio würden 3 bis 5 Prozent des Edelmetalls ausreichen, sagt Gattiker. Der Schweizer Franken habe sich in den letzten 150 Jahren als sehr stabil erwiesen, eine Absicherung durch Gold sei deshalb nie nötig gewesen.

 

Im cash-Börsen-Talk äussert sich Christian Gattiker zudem zur Aktien-Hausse in den USA und zu Europa als Anlage-Alternative.