Die bekannteste der fünf Aktien, die der "Qraft AI-Enhanced U.S. Large Cap Momentum ETF" für April am stärksten übergewichtet, ist Walmart. Der Kurs des Handelskonzerns liegt derzeit um 3,4 Prozent unter dem Wert vom Jahresanfang, aber der börsengehandelte Fonds setzt klar auf den Value-Effekt, der die Börsen immer noch anzutreiben scheint.

Auch Target ist ein grosser Detailhändler in den USA: Die Aktie hat im Zuge der Rotation in Richtung Value-Aktien dieses Jahr schon 15 Prozent im Kurs dazugewonnen. Im Qraft-ETF ist der Discounter die im Moment grösste Position, noch vor Walmart.

Der Fonds, der seit Mai 2019 an der Börse in New York gehandelt wird, trackt 50 US-Aktien mit hoher Kapitalisierung. Die Zusammensetzung des ETF wird jeden Monat geändert. Der Fonds setzt, wie der Name schon sagt, auf eine Momentum-Strategie. Es geht also um Aktien, die günstig gekauft und bei höheren Preisen reduziert oder verkauft werden sollen.

Wichtiger ist aber noch: Die "stock picks" beim Qraft-ETF basieren anders als bei vielen Fonds auf einem Roboter. Künstliche Intelligenz wird eingesetzt, um Muster zu erkennen und Marktbewegungen vorherzusagen. Das aus Südkorea stammende Fondhaus betreibt mehrere ETF mit Artificial Intelligence (AI). 

AI-Software entfernt AI-Konzern Nvidia

Unter diesem Aspekt bevorzugt der ETF für diesen Monat auch die Aktie des Cloud-Softwareunternehmens ServiceNow, des Computerdesign-Spezialisten Autodesk und des Getränkeherstellers Monster Beverage, sowie eine weitere typische Value-Aktie, den Autoersatzteilehändler O'Reilly Auto Parts.

In Ungnade gefallen hingegen sind bei der Software diesen Monat der an sich sehr gut laufende Computerchip-Gigant Nvidia sowie die Baumarktkette HomeDepot. Beide Aktien sind aus dem Portfolio gekickt worden. Ebenfalls entfernt wurden die Aktie des Datenerfassungs-Spezialisten Zebra Technologies sowie jene der Technologieunternehmen KLA Corporation und Generac Holdings.

Im Falle von Nvidia ist der "Rausschmiss" durch AI-Software fast ein bisschen Ironie des Schicksals, denn der Konzern gilt als Ausrüster und Zulieferer einer der wichtigsten Profiteure des AI-Booms. Der Kurs steht bei 628 Dollar nahe am Rekordhoch und die Aktie verbucht dieses Jahr schon 17 Prozent Kurszuwachs. Aber, so könnte man die AI-Aktienauswahl von Qraft interpretieren, steht eine baldige Korrektur an, weswegen man den Titel eigentlich schleunigst loswerden muss - AI-Expertise bei Nvidia in oder her. Es geht um die Bewertung. 

Tesla stets richtig gekauft und verkauft

Inwiefern maschinelles Lernen, mit dem AI-Systeme arbeiten, bei Anlageentscheidungen erfolgreicher sind als von Menschen bestimmte Auswahlprozesse in der Vermögensverwaltung, ist umstritten. Der Qraft AI-Enhanced U.S. Large Cap Momentum ETF, der unter dem Kürzel AMOM gehandelt wird, hat 2021 bisher 8,4 Prozent Kursgewinn erzielt. 2020 stieg er um 34 Prozent an. Der Benchmark in Form des "S&P 500 Momentum ETF" von Investco unter dem Kürzel SPMO hat dieses Jahr bisher 6 Prozent eingebracht, vergangenes Jahr stieg er um 26 Prozent. 

Der Ruhm des Qraft-AI-ETF liegt aber auch darin begründet, dass die Software den Kursverlauf der Tesla-Aktie richtig eingeschätzt hat. Ende August 2020 verkaufte der Fonds alle Tesla-Anteile, also die Aktie fast auf Rekordhoch stand. In den drauffolgenden zwei Monaten fiel der Kurs von Tesla dann insgesamt 18 Prozent.

Der Fonds kaufte dann wieder zu, und Tesla legte an der Börse bis Ende Januar 77 Prozent zu. Anfang Februar riet die Software dann, den ganzen Tesla-Bestand loszuschlagen. Gemessen an Ende Januar liegt der Kurs um 13 Prozent tiefer.