Der Bloomberg Galaxy Crypto Index, der die Entwicklung der grössten Kryptowährungen abbildet, steht 45 Prozent unter seinem Allzeithoch. Ether, die Währung der weltweit am weitesten verbreiteten Blockchain, ist im selben Zeitraum um 40 Prozent eingebrochen.
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— cash (@cashch) February 21, 2022
Es wird auch bereits von einem neuen "Krypto-Winter" gesprochen. Damit wird ein Zeitraum bezeichnet, in dem die digitalen Vermögenswerte nach und nach abrutschen und lange Zeit nicht zurückkommen. Das letzte Mal war dies Anfang 2018 der Fall, als der Wert von Bitcoin in den folgenden zwölf Monaten von gut 20'000 auf unter 4000 Dollar abstürzte. In der Folge verloren viele Investoren das Interesse an digitalen Vermögenswerten.
Bärenmarkt mindert kurzfristige Spekulation
Vitalik Buterin, Mitbegründer der Ethereum-Blockchain, sagte in einem Interview mit Bloomberg, dass der Preisrückgang bei den Kryptowährungen auch etwas Gutes hat.
"Die Leute, die sich intensiv mit Krypto beschäftigen, und vor allem Dinge bauen, viele davon begrüssen einen Bärenmarkt" begründete Buterin seine Haltung. Von einem Bärenmarkt ist in der Regel die Rede, wenn ein Basiswert über 20 Prozent korrigiert hat und für einen längeren Zeitraum fällt. "Sie begrüssen den Bärenmarkt, weil, wenn es diese langen Perioden von stark steigenden Preisen gibt – dies macht offensichtlich viele Menschen glücklich –, zieht dies eine Menge kurzfristiger Spekulation an."
Seit dem letzten "Krypto-Winter" im Jahr 2018 hat die Branche geboomt. Die Website CoinGecko listet 12'684 existierende Token. Die grosse Menge an investiertem Geld während des letzten Krypto-Bullenlaufs schuf in kurzer Zeit viele Millionäre oder sogar Milliardäre. Aber des einen Gewinn in Krypto ist oftmals auch der Verlust eines anderen.
Investoren, die nur auf kurzfristige Gewinne aus sind, sind im Kryptomarkt zuhauf anzutreffen. Marktmanipulation wie "Pump and Dump", auch als "Scalping" bezeichnet, kann man bei vielen kleinkapitalisierten Kryptowährungen beobachten. Dabei wird ein Kurs durch falsche und irreführende positive Aussagen oder verabredeten Kauf in die Höhe getrieben. Danach wird der günstig gekaufte Bestand zu einem höheren Preis an gutgläubige Anleger zu verkauft.
«Krypto-Winter» als Chance
"Der Winter ist die Zeit, in der viele dieser Anwendungen wegfallen und man sehen kann, welche Projekte tatsächlich langfristig nachhaltig sind. Dies sowohl in ihren Modellen als auch in ihren Teams und ihren Leuten", sagte der 28-jährige Krypto Milliardär Buterin weiter.
Er selbst sei sich aber nicht sicher, ob der "Krypto-Winter" wirklich eingetroffen ist oder ob der Sektor nur die Volatilität der breiten Märkte widerspiegle. Es fühle sich vielmehr so an, dass der Kryptomarkt nicht mehr von einer Nischengruppe kontrolliert werde und von den traditionellen Märkten abgekoppelt sei. "Der Kryptomarkt verhält sich immer mehr so, als wäre er Teil der Mainstream-Finanzmärkte."
Buterin fügte hinzu, dass ein "Krypto-Winter" denjenigen Projekten helfen würde, die sich auf die Verbesserung der Technologie konzentrieren. Die von ihm mitbegründete Blockchain Ethereum steht seit langem in der Kritik, weil Transaktionen langsam und teuer sind.
Buterin fokussiert auf Ethereum-Skalierung
Geht es nach Buterin, soll dieses Problem schon in naher Zukunft der Vergangenheit angehören. Die Ethereum Foundation hat seine jüngsten Bemühungen der Verbesserung der Skalierbarkeit gewidmet. Das Netzwerk soll noch im zweiten Quartal 2022 zu einem Proof-of-Stake-Modell übergehen. Buterin kündigte an, dass Ethereum nach dem vollständigen Update in der Lage sein wird, bis zu 100'000 Transaktionen pro Sekunde - aktuell 14 Transaktionen pro Sekunde - zu verarbeiten.
"Wenn alle wieder versuchen, die Blockchain zu nutzen, wollen wir nicht, dass sie wieder feststellen, dass es nicht genug Platz auf der Blockchain für alle gibt," sagte Buterin gegenüber Bloomberg.
Mit Material von Bloomberg.