Im Gegenzug fordert Brüssel von der US-Regierung niedrigere Zölle in strategisch wichtigen Branchen – darunter Pharma, Alkoholika, Halbleiter und Verkehrsflugzeuge. Informierten Kreisen zufolge drängt Brüssel die US-Regierung zudem auf Quotenregelungen und Ausnahmeumstände, um die 25-Prozent-Zölle auf Autos und Autoteile sowie die 50-Prozent-Zölle auf Stahl und Aluminium de facto zu senken. Die Europäische Kommission kommt mit einem solchen Arrangement den USA entgegen, hielte es aber dennoch für akzeptabel, wie darüber informierte Personen Bloomberg berichteten.
Bis spätestens 9. Juli muss eine Einigung mit Donald Trump stehen – sonst steigen die Zölle auf nahezu sämtliche EU-Exporte in die USA auf 50 Prozent. Der US-Präsident will mit seiner Zollagenda die heimische Produktion stärken, eine Steuersenkung finanzieren und andere Staaten davon abhalten, die USA weiter auszunutzen.
Ein Sprecher der Kommission wollte sich auf Nachfrage nicht äussern.
Im Jahr 2024 exportierte die EU laut Zahlen der Kommission und von ING Fahrzeuge und Fahrzeugteile im Wert von 52,8 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten – den mit Abstand wichtigsten Zielmarkt. Stahl- und Aluminiumausfuhren beliefen sich auf 24 Milliarden Euro, wobei Deutschland, Italien und Frankreich an der Spitze lagen. Das geht aus Daten des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche hervor.
Sowohl in Brüssel als auch in Washington wächst laut Bloomberg-Informationen die Zuversicht, dass bis zum 9. Juli zumindest eine Zwischenlösung steht. Diese soll informierten Kreisen zufolge weitere Verhandlungen ermöglichen und sowohl Zölle als auch nichttarifäre Handelshemmnisse sowie Käufe strategischer US-Produkte abdecken.
EU-Handelskommissar Maros Sefcovic wird in dieser Woche mit einer Delegation nach Washington reisen, um den Knoten zu lösen, wie zu hören ist. Brüssel hält eine Grundsatzeinigung weiter für den Idealfall – doch wie lange eine solche Übergangslösung Bestand hätte, bleibt offen.
Die Kommission will sich laut zwei informierten Personen vertraglich absichern, dass sowohl bestehende Zölle – etwa auf Autos und Metalle – als auch potenzielle neue US-Zölle im Vorfeld geregelt werden.
Die EU verfolgt parallel eine sogenannte Vereinfachungsagenda, mit der sie nichttarifäre Handelshemmnisse abbauen will. Zugleich schlägt Brüssel laut Insidern strategische Einkäufe in Bereichen wie Flüssigerdgas und KI-Technologien vor – verbunden mit der Bereitschaft, bei Fragen der gemeinsamen Wirtschaftssicherheit eng mit den USA zusammenzuarbeiten.
(Bloomberg)