Im Kampf gegen die Energie-Krise will die Europäische Union gemeinsame Erdgas-Einkäufe sowie einen alternativen Referenzpreis einführen, wie Tschechiens Industrieminister Jozef Sikela am Mittwoch in Prag bekannt gab. Die EU-Kommission werde kommende Woche entsprechende Vorschläge vorlegen, sagte Energiekommissarin Kadri Simson nach dem Treffen der Energieminister der Region. Bei dem angedachten Gaspreisdeckel gab es indes weiter keine Einigung. Deutschland gehört zu den Staaten, die das Vorhaben ablehnen. Nach tschechischen Angaben sollen die EU-Staaten dann im November über das Massnahmenpaket entscheiden.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte sich zuvor für eine "Stärkung der gemeinsamen Einkaufskraft Europas durch die gemeinsame Einkaufsplattform für Gas, stärkere Einsparziele in Europa und regulatorische Erleichterungen, um erneuerbare Energien massiv zu beschleunigen" ausgesprochen. Der Beginn gemeinsamer Käufe werde für die kommenden Monate angestrebt, hiess es am Mittwoch. Simson zufolge soll über das Wochenende geprüft werden, wie es mit dem strittigen Punkt eines Gaspreisdeckels weitergeht. Die konkreten Vorschläge der EU-Kommission für das Energie-Paket werden für Dienstag erwartet.
Angesichts von Erdgas-Preisen, die sich binnen Jahresfrist fast verdoppelt haben, sprechen sich die meisten EU-Länder für eine Preisobergrenze aus. Über deren konkrete Ausgestaltung sind sie sich aber uneins. "Wir müssen die Energiepreise entkoppeln - die Gaspreise von den Strompreisen", sagte der schwedische Energieminister Khashayar Farmanbar und verwies auf nationale Regelungen Spaniens und Portugals zur entsprechenden Deckelung des Gaspreises als eine Variante. Einige Länder, darunter auch Deutschland als Europas grösster Gasverbraucher, lehnen bislang eine allgemeine Obergrenze für Gaspreise ab. Sie befürchten, dass Europa dann in diesem Winter nicht in der Lage sein wird, Lieferungen von den globalen Märkten zu erhalten.
(Reuters)