Die «Financial Times» (FT) berichtete am Mittwoch unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen, Brüssel plane die Veröffentlichung formeller Leitlinien zu diesen Kryptowährungen, deren Kurs fest an einen Basiswert wie etwa den Dollar gekoppelt ist. Sie sähen vor, dass ausserhalb der EU ausgegebene Stablecoins problemlos gegen gleichnamige europäische Versionen eingetauscht werden könnten. Die Veröffentlichung der Regeln ist dem Bericht zufolge für die nächsten Tage geplant.
Brüssel hatte im Juni 2023 einen Gesetzesvorschlag zur Einführung eines digitalen Euros, also einer Cyber-Zentralbankwährung, vorgelegt. Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht diese Initiative als Reaktion auf die Bemühungen des US-Präsidenten Donald Trump, Stablecoins zu fördern. EZB-Chefin Christine Lagarde appellierte jüngst an das Europaparlament, den Weg für eine mögliche Einführung des digitalen Euro zu ebnen. Ein Rechtsrahmen dafür sollte rasch geschaffen werden. Sie bezeichnete das Projekt als Schlüssel zur finanziellen Autonomie Europas. Nach ihrer Einschätzung bergen privat ausgegebene Stablecoins «Risiken für die Geldpolitik und die Finanzstabilität», da sie Einlagen von Banken abziehen könnten und den an den Basiswert gekoppelten Kurs nicht immer hielten.
«Gedeckte» und «dezentrale» Stablecoins
Es gibt zwei grosse Gruppen von Stablecoins: «dezentrale» und «gedeckte». Bei ersteren soll ein komplexer, automatisierter Mechanismus von Handelsgeschäften mit anderen Kryptowährungen den Kurs stabil halten. Ein Vertreter dieser Gattung war TerraUSD, dessen Kurskollaps die Kryptobranche 2022 in Turbulenzen gestürzt hatte.
Bei «gedeckten» Stablecoins kaufen die Anbieter den jeweiligen Basiswert wie beispielsweise US-Dollar. Wegen mangelnder Transparenz in der Branche bezweifeln Skeptiker allerdings, dass die Anbieter Finanzreserven in ausreichender Höhe vorhalten.
Ein Sprecher der Europäischen Kommission erklärte gegenüber der «FT», ein Run auf einen gut verwalteten und vollständig besicherten Stablecoin sei sehr unwahrscheinlich. Selbst wenn dies passieren sollte, würden «ausländische Inhaber ihre Token beispielsweise in den USA einlösen, wo der Grossteil der Token im Umlauf ist und die Reserven mehrheitlich gehalten werden». Die Kommission reagierte nicht unmittelbar auf eine Bitte um Stellungnahme.
(Reuters)