Inmitten von Spekulationen über eine Zinspause im Oktober lässt sich Vizechef der Europäischen Zentralbank Luis de Guindos nicht in die Karten schauen. Mit Blick auf die kommenden Zinsentscheidungen wolle sich die Europäische Zentralbank alle Optionen offenhalten, sagte der Spanier am Montag auf einer Finanzkonferenz in Madrid.

Die Inflation dürfte im September sinken, doch im vierten Quartal wieder anziehen: Die Entwicklung sei jedoch mit grosser Unsicherheit behaftet. «Ich glaube, niemand im EZB-Rat weiss, was in den nächsten Monaten geschehen wird.» Es gelte zunächst die Daten zu sichten und dann zu entscheiden. Insbesondere die hartnäckige Inflation im Dienstleistungssektor treibe die EZB um.

Die EZB hatte am Donnerstag die Zinsen erstmals seit der geldpolitischen Wende vom Juni wieder gesenkt: Der für die Finanzmärkte massgebliche Einlagesatz, zu dem Banken bei der EZB kurzfristig überschüssige Gelder parken, wurde um einen Viertelprozentpunkt auf 3,50 Prozent nach unten gesetzt.

Zugleich bekräftigte der EZB-Rat, er lege sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest. Mehrere Insider sagten Reuters, eine Zinspause im Oktober sei wahrscheinlich. Einer der Insider fügte hinzu, dass es zu erheblichen negativen Überraschungen in Sachen Wachstum kommen müsse, damit die EZB die Zinsen bereits bei der nächsten Sitzung erneut senke.

Die Ökonomen der Zentralbank erwarten für dieses Jahr nur noch ein Wirtschaftswachstum in der Eurozone von 0,8 Prozent. 2025 soll beim Bruttoinlandsprodukt ein Plus von 1,3 Prozent und 2026 von 1,5 Prozent herausspringen. Im Juni waren die Ökonomen noch von 0,9 Prozent für 2024, 1,4 Prozent für 2025 und 1,6 Prozent für 2026 ausgegangen. Aktualisierte Projektionen werden erst im Dezember vorliegen, also zur übernächsten Sitzung.

(Reuters)