«Das heisst, unser nächster Schritt – wenn er denn kommt – kann prinzipiell in beide Richtungen gehen, je nachdem, welche Signale wir erhalten», erklärte der slowakische Notenbankchef am Montag. «Ein Autopilot» für den Zinskurs komme nicht infrage.

Zugleich gelte es, wachsam zu bleiben - und zwar mit Blick auf Risiken bei Abweichungen vom Inflationsziel der Notenbank von 2,0 Prozent nach oben oder auch nach unten. Man müsse bereit sein zu reagieren, wenn eingehende Daten darauf hindeuteten, dass sich solche Risiken verstärkten. Kazimir ist zugleich gegen einen Ansatz, die Inflationsdynamik mit Feinjustierungen bis hin zur Perfektion zu steuern.

«Durch übermässige Präzision könnte die Zentralbank selbst zu einer Quelle der Volatilität werden, anstatt die Stabilität zu gewährleisten, die unsere Wirtschaft benötigt», mahnte Kazimir. Wie Reuters jüngst von Insidern erfuhr, könnten die im Dezember anstehenden Inflationsprojektionen der EZB intern zum Anlass genommen werden, über das Thema Zinssenkung zu sprechen. Die EZB wird im Dezember Prognosen veröffentlichen, die bis ins Jahr 2028 reichen.

In der Projektion vom September war für 2027 eine Inflationsrate von 1,9 Prozent veranschlagt worden, womit das Ziel der Notenbank knapp unterschritten würde. Einige EZB-Ratsmitglieder sind laut den Insidern der Ansicht, dass klare Anzeichen für eine anhaltende Unterschreitung des Inflationsziels im Jahr 2028 eine Diskussion über eine Zinssenkung auf der Dezember-Sitzung rechtfertigen würden.

Der EZB-Rat beliess den Leitzins am Donnerstag zum dritten Mal in Folge unverändert bei 2,0 Prozent. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte, aus geldpolitischer Sicht befinde man sich in einer guten Position. Diesen Ball nahm Kazimir nun auf und erklärte: «Wir befinden uns in einer guten Lage. Es ist nicht die Zeit und es besteht auch kein Bedarf für Feinjustierung oder übermässige Optimierung.»

(Reuters)