Als die russischen Erdgaslieferungen im letzten Jahr zurückgingen, horteten Käufer wie etwa die deutsche Trading Hub Europe Gas zu Rekordpreisen und speicherten es, um sich auf einen harten Winter vorzubereiten. Allein im dritten Quartal gab die Union 101 Milliarden Euro für Gasimporte aus, das dreifache des Vorjahresbetrags.

Jetzt sitzt man auf randvollen Speichern, und die Preise sind seit ihrem Höchststand im August um mehr als 80 Prozent eingebrochen. Mit anderen Worten: Der Verkauf könnte ein milliardenschweres Verlustgeschäft werden — und zwar für die Verbraucher und Steuerzahler, die die hohen Preise finanziert haben.

“Die Händler haben im Sommer in dem Glauben gehandelt, dass die Preise im Winter höher sein werden, aber das ist nicht eingetreten”, sagte Sindre Knutsson von Rystad Energy. Im Gegenteil — wurde auf dem Höhepunkt Ende August über 300 Euro je Megawattstunde gezahlt, werden die Benchmark-Terminkontrakte inzwischen zu knapp über 50 Euro gehandelt und damit auf dem niedrigsten Stand seit September 2021.

Morgan Stanley erwartet weiter fallende Preise, da die Kavernen zu Ende des Winters noch in Schnitt zu 59 Prozent gefüllt sein könnten. “Es scheint jedoch unwahrscheinlich, dass die Käufer in der Lage sein werden, ihre Kaufkosten in vollem Umfang wieder hereinzuholen”, meint Bloomberg-Analyst Stefan Ulrich.

(Bloomberg)