Auf ihrer mit Spannung erwarteten ersten Zinssitzung nach der Sommerpause beschlossen die Euro-Wächter um Notenbankchefin Christine Lagarde am Donnerstag, die Schlüsselsätze wie im Juli erneut um einen viertel Prozentpunkt zu erhöhen. «Die Inflation geht weiter zurück. Es wird jedoch nach wie vor erwartet, dass sie zu lange zu hoch bleiben wird», begründeten die Währungshüter die Zinserhöhung.
Der am Finanzmarkt massgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, klettert nun von 3,75 auf 4,00 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit 1999. Der Leitzins steigt auf 4,50 von zuletzt 4,25 Prozent. Volkswirte sehen den Zinshöhepunkt nun erreicht.
«Bei der Festlegung der angemessenen Höhe und Dauer des restriktiven Niveaus wird der EZB-Rat auch künftig einen datengestützten Ansatz verfolgen», teilten die Währungshüter weiter mit. Die Zinsen hätten nun ein Niveau erreicht, das, wenn es lange genug aufrechterhalten wird, einen erheblichen Beitrag zu einer zeitnahen Rückkehr der Inflation auf den Notenbank-Zielwert leisten werde. Die EZB strebt mittelfristig 2,0 Prozent Teuerung als Idealwert für den Währungsraum an. Mit einer Inflationsrate von 5,3 Prozent im August ist sie davon aber noch weit entfernt.
Die Märkte reagierten prompt auf die Beschlüsse. Der Franken stieg gegen den Euro nach der Zinserhöhung leicht an, und zwar bis auf 95,41 Rappen pro Euro nach rund 96 Rappen vor dem Entscheid.
«Mit diesem Zinsschritt ist jetzt erstmal Pause. Ob noch mehr geldpolitische Straffung notwendig ist, richtet sich danach, ob der Inflationsrückgang im kommenden Jahr anhält oder nicht», kommentierte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, die Beschlüsse. «Zinssenkungen wird es allerdings so schnell nicht geben.» Aus Sicht seines Kollegen Michael Heise, Chefvolkswirt von HQ Trust, kann sich die EZB nun die Zeit nehmen, um die Auswirkungen ihrer Geldpolitik auf die Gesamtwirtschaft und die Inflation in den nächsten Monaten zu analysieren. «Da zu erwarten ist, dass die wirtschaftliche Entwicklung in den nächsten Monaten schwach bleibt und die Arbeitsmärkte in der Währungsunion auf die bisherigen Zinssteigerungen mit geringerem Beschäftigungsaufbau reagieren, dürfte die zehnte auch die letzte Zinserhöhung in diesem Zyklus gewesen sein.»
Die meisten Volkswirte gehen davon aus, dass die Euro-Wächter auf ihrem im Sommer 2022 eingeleiteten Straffungskurs mit einen Einlagensatz von nunmehr 4,00 Prozent den Zinshöhepunkt erreicht haben. Sie erwarten, dass die EZB den Schlüsselsatz für längere Zeit auf diesem Niveau halten wird, um die Inflation weiter einzudämmen. Dabei dürfte die EZB auch darauf achten, wie sich die sogenannte Kerninflation entwickelt, in der unter anderem die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklammert bleiben. Diese Messgrösse war im August auf 5,3 Prozent nach einem Vormonatswert von 5,5 Prozent zurückgegangen. Die Euro-Wächter achten genau auf diese Rate. Denn sie gilt als wichtiger Indikator für die zugrundeliegenden Inflationstrends.
Wachstumsprognosen gesenkt
Auf der anderen Seite müssen die Währungshüter auch aufpassen, dass sie mit ihrem Zinserhöhungsstakkato die ohnehin schon schwächelnden Wirtschaftsaktivitäten im Euroraum nicht vollständig zum Erliegen bringen. Die EZB-Volkswirte haben in ihren neuen Wirtschaftsprognosen ihre Vorhersagen für das Wirtschaftswachstum in diesem und im nächsten Jahr zum Teil deutlich gesenkt. Begründet wurden die pessimistischeren Einschätzungen mit den Folgen der Zinserhöhungen auf die Binnennachfrage, während sich zugleich das internationale Umfeld für den Aussenhandel eingetrübt habe.
Sie erwarten nun für das laufende Jahr nur noch ein Wachstum von 0,7 Prozent, nachdem sie im Juni noch einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,9 Prozent vorhergesagt hatte. Für 2024 gehen sie jetzt von einem Plus von nur noch 1,0 (Juni: 1,5) Prozent aus. Zugleich erhöhten sie ihre Inflationsprognosen. Nunmehr erwarten deren Volkswirte für 2024 eine Teuerungsrate von durchschnittlich 3,2 Prozent, nachdem sie im Juni noch mit 3,0 Prozent gerechnet hatten.
In den USA steht die nächste Zinsentscheidung am 20. September an. Dort hat die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) die Zinsen seit Anfang 2022 aggressiv von nahe null auf eine Spanne von inzwischen 5,25 bis 5,50 Prozent nach oben gesetzt, um die Inflation zu dämpfen und den heiss gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen. Experten zufolge liefern die zuletzt gestiegene Arbeitslosenquote und der abebbende Boom am Jobmarkt den US-Währungshütern um Fed-Chef Jerome Powell Argumente für eine Zinspause.
(Reuters)
5 Kommentare
Diese Lagard killt alles! Sieht aus wie ....auf dem Foto! Von Gier zerfressen. Gender Frage erlaubt!
Jerome and Christine and Thomas come lately! Die Notenbanken verschlafen die Konjunktur prächtig mit einer viel zu späten Reaktion. Solche Zinsen kann die Wirtschaft gar nicht mehr leisten. Aber der treue Diener Thomas Jordan wird die CH-Zinsen auch nochmals um 25 bp anheben, er agiert ja in völliger Abhängigkeit.
Um so schneller werden dann bald zeitnah die Zinsen wieder fallen. …Niveau ist viel zu hoch im Vergleich zu Konjunktur & vorallem K-Wachstum.
Oder umgekehrt betrachtet waren die Minuszinsen viel zu lange und viel zu tief.
Ja das finde ich auch. Diese Lagard killt die Wirtschaft und den Mittelstand komplett. Das Verhängnis ist die EU selbst. Seit der verd..... Globalisierung und sich den Chinesen und billig Ländern unterwerfen und dazu nun noch Ukraine Krieg etc. ist alles aus dem Ruder gelaufen. Alle rennen hirnlos umher. Wo wird das noch enden?