Morgen Dienstag eröffnet die Schweizer UBS Group AG die Berichtssaison der europäischen Investmentbanken. Bei den sechs führenden Geldhäusern rechnen von Bloomberg befragte Analysten im Handel mit Anleihen, Devisen und Rohstoffen (im Bankerjargon FICC) im Schlussquartal 2022 mit einem durchschnittlichen Ertragszuwachs von 29 Prozent. Am stärksten voran sollte es bei Barclays Plc und Deutsche Bank AG gegangen sein.

Credit Suisse wohl mit Rückgang

Aussen vor in der Aufstellung bleibt die Credit Suisse Group, die im Zuge ihrer umfassenden Umstrukturierung des Geschäfts voraussichtlich einen starken Rückgang der Handelserträge verzeichnen wird.

Die internationalen Banken profitieren vom Effekt der raschen Zinserhöhungen der Zentralbanken sowohl auf den Anleihehandel als auch auf ihr traditionelles Einlagen- und Kreditgeschäft. Für die europäischen Bondhändler dürfte das Jahr 2022 eine Atempause oder möglicherweise sogar einen Wendepunkt dargestellt haben, nachdem sie in Dollar betrachtet in den Vorjahren überwiegend Marktanteile an ihre US-Konkurrenten verloren haben.

Die US-Banken, die bereits ihre Ergebnisse vorgelegt haben, berichteten Stärke im Handel mit Staatsanleihen und Devisen, während sie im Unternehmensanleihe-Segment mit einem schwierigeren Umfeld zu kämpfen hatten.

Der Schub aus der Zinsdynamik hilft, die Belastungen aus Russlands Einmarsch in der Ukraine abzufedern. Die aus dem Krieg resultierende wirtschaftliche Ungewissheit hat die Einnahmen der Banken aus der Emission von Aktien und Anleihen geschmälert, da die Führungsetagen der Unternehmen sich mit Deals zurückhalten. Analysten rechnen bei den fünf führenden europäischen Banken im Quartal mit einer Halbierung der Erträge im Emissions- und Beratungsgeschäft.

Bisher gute Risikobewältigung

BNP Paribas dürfte im Aktienhandel glänzen, der ansonsten für die Europäer eher schwach aussah. Die französische Bank profitiert hier von ihrer Expansion ins Prime-Brokerage-Geschäft mit Hedgefonds, aus dem sich die europäischen Wettbewerber eher zurückziehen.

Mit Inflation und steigenden Kreditkosten wächst das Risiko einer Welle von Zahlungsausfällen bei Unternehmenskrediten, Gewerbeimmobilien und in einigen Märkten bei Hypotheken für Wohnimmobilien. Angesichts dessen drängen die Aufsichtsbehörden die Banken, ihre Kreditrisiken genau im Auge zu behalten und Dividenden und Aktienrückkäufen zu vermeiden, wenn sie dadurch später in eine Zwangslage geraten könnten.

Bisher zeigen sich die Bankmanager allerdings zuversichtlich, die wirtschaftlichen Risiken bewältigen zu können. Analysten erwarten bei zehn der grössten Banken des Euroraums im Quartalsvergleich einen Anstieg der Nettozinserträge um 18 Prozent auf insgesamt 39 Milliarden Euro.

“Wir alle rechnen mit einem möglichen Schock, doch wenn wir uns unsere Indikatoren ansehen, sind sie alle sehr gut”, erklärte der Chef der UniCredit, Andrea Orcel, in diesem Monat im Bloomberg-TV-Interview mit Francine Lacqua. “Wir hatten einen langsameren Oktober und November, aber ab Dezember hat sich das Tempo erhöht.”

(Bloomberg)