Floridas Wetter und die geschäftsfördernden Gesetze im Sunshine State ziehen zunehmend Finanziers und Unternehmer an - auch solche, die bereit sind, viel Geld in den beliebtesten Sport der Welt zu investieren. Darunter ist etwa John Textor, der jüngst den Kauf von 80 Prozent des belgischen Klubs RWD Molenbeek (derzeit Dritter in der zweiten belgischen Liga) über sein Investmentvehikel Eagle Football abschloss.

Andere fussballverrückte Investoren aus Südflorida sind Paul Conway und Chien Lee, Gründer von Pacific Media Group, Josh Wander, geschäftsführender Gesellschafter bei 777 Partner, und Randy Frankel, Miteigentümer des Baseballteams Tampa Bay Rays.

"Immer mehr professionelle Investoren sind nach Südflorida gezogen und sie lieben Fussball", sagte Lee in einem Interview. "Fussball ist eine attraktive und gute Anlageklasse."

Conway trifft sich mit seinen Kontakten in Miami Beach in Lokalen wie dem bei Prominenten beliebten Steakhouse Prime 112 oder dem nahe gelegenen Joe’s Stone Crab, um die neuesten Entwicklungen im Fussball zu besprechen. Auch bei dem RWD Molenbeek-Kauf war er involviert.

"Er hat sich wie ein Freund verhalten", sagte Textor, der auf Jupiter Island, nördlich von West Palm Beach, lebt. "Er ist ein grossartiger Ansprechpartner und sogar mit mir nach Belgien geflogen, um mich den Besitzern des Teams vorzustellen."

Verfechter des vereinsübergreifenden Eignermodells

Conway, Lee und Textor sind Verfechter des vereinsübergreifenden Eignermodells, das sich zunehmender Beliebtheit erfreut, da es die Entwicklung von Stars ermöglicht, ohne hohe Ablösesummen zahlen zu müssen. Pacific Media hat in den letzten Jahren Anteile an Mannschaften in ganz Europa erworben. Textor hält Anteile an Crystal Palace FC.

"Amerikaner werden zunehmend mehr europäische Fussballvereine besitzen", sagte Conway. "Viele werden Multiclub-Modelle anstreben, bei denen, wenn ein Club Probleme hat, die anderen helfen können."

Laut dem International Centre for Sports Studies (CIES) gibt es weltweit etwa 60 Multiclub-Gruppen, von denen fast zwei Drittel erst ab 2018 entstanden sind. Befürworter dieser Strategie verweisen auf Kostensynergien und das Potenzial, lukrativere Sponsorenverträge abzuschliessen. Kritiker, darunter die Fanorganisation Supporters Direct Europe, sagen, dass dadurch der Wettbewerb beschnitten wird und Teams ohne echte Erfolgsaussichten geschaffen werden, die lediglich Spieler zufüttern.

Hier die wichtigsten US-Investoren, die den europäischen Fussball aufkaufen.

John Textor, Gründer von Eagle Football

Textor ist Chef von Facebank Inc und das Forbes Magazine bezeichnet ihn 2016 als "Virtual-Reality-Guru". Im europäische Fussball ist er seit 2021 vertreten mit seiner Beteiligung an Crystal Palace.

Unter Trainer Patrick Vieira, dem französischen Weltmeister von 1998, erarbeitet sich die Mannschaft aus dem Süden Londons langsam einen Ruf für aufregenden Fussball und könnte nun von Talenten profitieren, die bei RWD Molenbeek entwickelt werden.

"Wenn man eine Multiclub-Strategie verfolgen will, braucht man einen globalen Fussabdruck bei der Talentsuche", so Textor. "In Belgien ist das Niveau sehr hoch."

Textors Eagle-Vehikel befindet sich auch in Gesprächen über den Kauf einer Minderheitsbeteiligung an Benfica Lissabon. Ausserhalb Europas hält Eagle 90 Prozent am brasilianischen Fussballverein Botafogo. Die Transaktion über 330 Millionen Dollar wurde erst diese Woche vollzogen.

Paul Conway und Chien Lee, Mitbegründer der Pacific Media Group

Zu den Beteiligungen von Pacific gehören Anteile an den Zweitligisten AS Nancy in Frankreich und Barnsley FC in Grossbritannien, sowie an Esbjerg fB in Dänemark, FC Thun in der Schweiz und KV Oostende in Belgien.

Als ehemaliger Banker bei Oppenheimer & Co. ist Conway ein Verfechter von hohem Pressing, das sich in den europäischen Topligen durchgesetzt hat. Die einheitliche Spielweise macht es leichter, Spieler zwischen den Vereinen wechseln zu lassen. Seine Teams stützen sich bei der Rekrutierung und Entwicklung junger Talente stark auf Daten. 

Barnsley verpasste letzte Saison den Aufstieg in die Premier League und kämpft nun gegen den Abstieg aus der zweiten Liga. Auch Nancy und Oostende stehen derzeit in der unteren Hälfte ihrer Tabelle in Frankreich und Belgien.

Conway hat Geduld. "Es gibt in jeder Saison Höhen und Tiefen", sagt er. "Unser Ziel ist es, einen Club nachhaltig zu entwickeln und gleichzeitig ein guter Bewahrer der lokalen Gemeinschaft zu sein."

Josh Wander, Mitbegründer von 777 Partners

Wander’s 777 hat ein Portfolio im Sportbereich aufgebaut, das auch Streaming-Dienste und den britischen Basketball umfasst. Laut seiner Website sucht das Unternehmen unterbewertete Unternehmen mit engen Verbindungen zu den Fans.

Im September erwarb 777 Italiens älteste Fussballmannschaft, Genoa CFC, zusätzlich zu seiner Minderheitsbeteiligung am FC Sevilla, einem der erfolgreichsten Teams Spaniens.

Wander kennt Conway und Jim Pallotta, den ehemaligen Besitzer von AS Rom, aus Miami. Er sagte, er führe derzeit diverse Gespräche über den Kauf weiterer Clubs in Europa und anderswo.

"Es ist gut für die Ligen, wenn kluge und ehrliche Leute weltweit in den Fussball investieren", sagte er.

Zwar wurde die ukrainische Fussballlegende Andriy Schewtschenko letztes Jahr Trainer bei Genua, dennoch hat das Team in der laufenden Saison erst ein Spiel gewonnen und steht auf einem Abstiegsplatz.

Randy Frankel, Josh Harris

Der aus Miami stammende Frankel hat sich an der Seite von Conway über Investitionen in den europäischen Fussball eingeklinkt. Über Partners Path Capital, das vom ehemaligen Manager der Tampa Bay Rays, Michael Kalt, geleitet wird, war Frankel an Investitionen der Pacific Media beteiligt, darunter die in Nancy und Oostende.

"Im Moment sind Pacific Media und wir gute Partner", sagte Goldman-Sachs-Alumnus Frankel, der "keinen Mangel" an Leuten hat, die sich für weitere europäische Fussballdeals interessieren. Auch er mag das Multiclub-Modell, das, wie er sagt, einem Investor erlaubt, Dinge aus verschiedenen Ländern und von deren Menschen zu lernen.

Josh Harris, Mitbegründer des Private-Equity-Hauses Apollo Global Management, hat im vergangenen Jahr eine 32-Millionen-Dollar-Villa in Miami gekauft. Wie Textor sitzt auch er im Vorstand von Crystal Palace. Harris stieg letztes Jahr nach drei Jahrzehnten bei Apollo aus, nachdem er eine Beförderung auf den Spitzenposten dort verpasst hatte. Er ist Mitbegründer von Harris Blitzer Sports & Entertainment, das er zusammen mit David Blitzer von Blackstone betreibt.

(Bloomberg)