Im September erhöhten sich die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,0 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag in Luxemburg mitteilte. Es ist der stärkste Anstieg seit Einführung des Euro als Buchgeld im Jahr 1999. Analysten hatten mit einer Inflationsrate von 9,7 Prozent gerechnet. Im Vormonat waren die Verbraucherpreise um 9,1 Prozent gestiegen, schon das war ein Rekord gewesen.

Getrieben wurde die Teuerung abermals durch den sehr starken Anstieg der Energiepreise, die sich zum Vorjahresmonat um 40,8 Prozent erhöhten. Auch Lebens- und Genussmittel verteuerten sich mit 11,8 Prozent deutlich. Industriegüter waren 5,6 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, für Dienstleistungen mussten 4,3 Prozent mehr gezahlt werden. Die Kerninflation ohne Energie, Lebens- und Genussmittel stieg von 4,3 auf 4,8 Prozent.

Die höchsten Inflationsraten im Währungsraum wiesen mit mehr als 20 Prozent erneut die drei baltischen Staaten auf. So stiegen die Verbraucherpreise in Estland um 24,2 Prozent, in Litauen um 22,5 und in Lettland um 22,4 Prozent. In Deutschland betrug die nach europäischen Standards berechnete Inflationsrate 10,9 Prozent.

Die Preisdaten werden wahrscheinlich die Forderungen nach einem weiteren grossen Schritt bei der nächsten EZB-Entscheidung am 27. Oktober verstärken. In dieser Woche begannen die Geldmärkte, einen zweiten Zinsschritt um 75 Basispunkte in Folge einzupreisen.

"Der nächste Schritt muss gross sein, denn wir sind noch weit von Zinssätzen entfernt, die mit einer Inflation von 2 Prozent vereinbar sind", hatte der lettische EZB-Rat Martins Kazaks am Mittwoch in einem Interview mit Bloomberg gesagt. "Ich würde 75 Basispunkte befürworten - lassen Sie uns einen grösseren Schritt machen und die Zinssätze schneller anheben."

Ein angespannter Arbeitsmarkt kann den Preisdruck verstärken. Ebenfalls am Freitag meldete Eurostat, dass die Arbeitslosigkeit in der Eurozone im August auf einem Rekordtief von 6,6 Prozent verblieb. Die deutsche Arbeitslosigkeit stieg im September weniger als erwartet.

(AWP/Bloomberg)