Die eigene Analyse der Aufseher mit solchen bankinternen Bewertungen zu kombinieren sei schwach, hiess es in einer am Montag veröffentlichten Expertenstudie zur Aufsichtspraxis der Europäischen Zentralbank (EZB). Denn bei solchen Eigenbewertungen der Institute spielten oft Voreingenommenheiten eine Rolle. Diese könnten noch stärker ausfallen, wenn solche Einschätzungen eine prominente Rolle bei der Festlegung der Kapitalanforderungen spielten, warnten die Experten. Die Europäische Zentralbank (EZB) ist seit Herbst 2014 für die Kontrolle der grossen Banken im Euro-Raum zuständig.

Die Experten haben dabei die sogenannten Säule-2-Kapitalanforderungen (kurz: P2R) im Blick, die für jedes Institut von den Aufsehern massgeschneidert festgelegt werden. Dies geschieht turnusmässig im Zuge des jährlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses - "SREP" genannt. Der Expertenbericht wurde von einer Gruppe von fünf ehemaligen Bankenaufsehern aus den USA, Irland, Japan, Spanien und Kanada verfasst. Die EZB hatte ihn im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse sollen in die 2024 geplante Überprüfung der Aufsichtspraxis einfliessen. Der Bericht nannte viele Punkte — die Empfehlungen zu den P2R-Kapitalanforderungen stachen besonders heraus.

Die EZB-Bankenaufsicht begrüsste die Vorschläge. "Dies wird uns dabei helfen, zu überlegen, wie wir weiterhin eine Aufsicht auf dem neuesten Stand bieten können, da wir uns unserem zehnjährigem Bestehen nähern", sagte EZB-Chefbankenaufseher Andrea Enria. Den Experten zufolge sollten Selbsteinschätzungen der Institute nur als zusätzliche Informationen genutzt werden und keinesfalls als Grundlage der Analyse. Es sei hochgradig problematisch, dass sich die EZB bei der Bestimmung der P2R-Anforderungen auf diese verlasse. Die EZB solle ihre Vorgehensweise bei der Bestimmung der P2R-Kapitalanforderungen daher überarbeiten und sie effizienter gestalten. Dabei solle sie auf die spezifischen Risiken bei Banken abzielen, die eine zusätzliche Kapitalabdeckung erfordern. 

(Reuters)