Die Aktionärinnen und Aktionäre von Temenos dürfen erleichtert aufatmen: Externe Prüfungsexperten sprechen den Genfer Bankensoftware-Hersteller von den schwerwiegenden Anschuldigungen Hindenburg Researchs frei.

Zur Erinnerung: Im Februar suchte der gefürchtete Leerverkäufer mit einem mehrseitigen Bericht die Öffentlichkeit. Er warf dem Unternehmen darin unter anderem manipulierte Bücher, Scheinpartnerschaften, tiefgreifende Produktprobleme sowie eine irreführende Kommunikationspolitik vor.

Der Kurs der Temenos-Aktie brach an diesem Tag zeitweise um mehr als 30 Prozent ein und dümpelt seither vor sich hin. Die Bank Vontobel stufte den Titel damals vorsichtshalber von "Buy" auf "Hold" herunter und strich das Kursziel auf 72 (zuvor 96) Franken zusammen. Kepler Cheuvreux setzte die "Hold" lautende Anlageempfehlung sowie das Kursziel von 67 Franken gleich ganz aus.

Geht dem Angriff des Short-Sellers nun die Luft aus?

Nun stellt Temenos sogar den Vorwurf in den Raum, Hindenburg Research habe bewusst unrichtige und irreführende Behauptungen gemacht, angebliche Fakten verzerrt oder aus dem Zusammenhang gerissen dargestellt.

Schätzungen aus den Handelsräumen hiesiger Banken zufolge spekulierten Leerverkäufer wie Hindenburg Research zuletzt insgesamt mit etwas mehr als drei Prozent aller ausstehenden Aktien auf rückläufige Kurse. Beobachter schliessen nicht aus, dass zumindest ein Teil dieser Wetten nun geschlossen werden und der Kursentwicklung kräftig Auftrieb verleihen könnten.

Wurden für die Temenos-Aktie vorbörslich bloss 5 Prozent höhere Kurse gestellt, gewinnt sie mittlerweile fast 20 Prozent auf etwas mehr als 73 Franken.

Analysten vorerst noch etwas zögerlich

Wer nun glaubt, dass die Bank Vontobel ihre Herunterstufung rückgängig macht, der irrt allerdings. In einem Kommentar sieht der zuständige Analyst in der Veröffentlichung des Untersuchungsberichts zwar einen ersten und wichtigen Schritt, um das Anlegervertrauen zurückgewinnen zu können. Dennoch will er zuerst noch die Quartalsergebnisveröffentlichung von kommender Woche abwarten, um zu sehen, ob es zu möglichen Verzögerungen bei neuen Projekten gekommen ist. Der Vontobel-Analyst stuft die Aktie deshalb vorerst mit "Hold" und einem Kursziel von 72 Franken ein.

Auch sein Berufskollege bei der Zürcher Kantonalbank zeigt sich beruhigt darüber, dass der forensische Bericht keine Unregelmässigkeiten aufzeigt. Seines Erachtens fällt somit ein nicht unwesentlicher Unsicherheitsfaktor hinsichtlich des Geschäftsmodells weg, was er als positiv ansieht. Das Anlageurteil für die Aktie lautet wie bis anhin "Marktgewichten".

Wie aus einem Kommentar aus dem Aktienhandel der Credit Suisse hervorgeht, sind es willkommene Neuigkeiten, mit welchen Temenos da zu Wochenbeginn aufwartet. Doch obschon die Autoren der Aktie kurzfristig durchaus eine Kurserholung zutrauen, stufen sie sie mit unverändert mit "Sell" ein.

Für Beobachter wird nun interessant zu sehen sein, ob die Genfer nun sogar gerichtlich gegen die Amerikaner vorgehen. Auch ein solcher Schritt könnte helfen, das verlorene Anlegervertrauen zurückzugewinnen, wie es heisst.