Die EZB-Bankenaufsicht hat Geldhäuser im Euroraum angesichts der rasant gestiegenen Zinsen dazu aufgerufen, Mängel in ihrem Umgang mit Kreditrisiken zu beheben. Dabei sollten sie besonders ihre Engagements im Immobiliensektor aufmerksam unter die Lupe nehmen, sagte EZB-Chefbankenaufseher Andrea Enria am Dienstag in einer Anhörung im Wirtschafts- und Währungsausschuss (ECON) des EU-Parlaments in Brüssel. "Das derzeitige höhere Zinsumfeld könnte einen weiteren Abwärtsdruck auf Büro- und Hauspreise ausüben und es Besitzern von Gewerbeimmobilien und Haushalten erschweren, ihre Schulden zu bedienen", warnte Enria. Banken sollten diese Risiken in ihrer Rückstellungspraxis und Kapitalplanung berücksichtigen.

Die Preiskorrekturen im Markt für Gewerbeimmobilien seien bereits ganz erheblich, sagte Enria. "Wir befassen uns nun eingehend mit den Refinanzierungsrisiken", merkte er an. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Kampf gegen die Inflation seit Sommer 2022 die Zinsen in rasantem Tempo bereits zehn Mal in Folge angehoben. Im Oktober hatte sie angesichts der inzwischen deutlich sinkenden Inflation und einer schwächelnden Konjunktur ihre Zinserhöhungsserie erst einmal gestoppt. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, wurde bei 4,00 Prozent belassen. Das ist das höchste Niveau seit dem Beginn der Währungsunion 1999. Noch im Juni 2022 hatte er bei minus 0,50 Prozent gelegen. 

(Reuters)