EZB-Ratsmitglied Mario Centeno sieht die Inflation im Euroraum dieses Jahr deutlich auf dem Rückmarsch und mahnt zur Vorsicht bei künftigen geldpolitischen Entscheidungen. Er sei fest davon überzeugt, dass die Teuerungsrate bis Ende des Jahres unter die Marke von 3 Prozent fallen werde, sagte der Portugiese am Mittwoch auf dem Reuters Global Markets Forum. Zugleich sieht er dunkle Wolken am Konjunkturhorizont. Die Wirtschaftsdaten seien zuletzt eine negative Überraschung gewesen. Die Abwärtsrisiken für die Konjunktur verwirklichten sich deutlich. Mit Blick auf die anstehenden Zinsentscheidungen müsse man «sehr vorsichtig» agieren. Die EZB habe im Kampf gegen die Inflation bereits viel getan. Auch wenn es zu einer Zinspause kommen sollte, bedeute dies nicht, dass die Arbeit erledigt sei.

Den von EZB-Fachleuten im Juni erstellten Projektionen zufolge dürfte die durchschnittliche Gesamtinflation 2023 bei 5,4 Prozent und 2024 bei 3,0 Prozent liegen. Mitte September, wenn die EZB ihren nächsten Zinsbeschluss fasst, liegen aktualisierte Projektionen vor.

In ihrem Kampf gegen die Inflation haben die Hüter des Euro seit Sommer 2022 bereits neun Mal in Folge die Zinsen angehoben - zuletzt im Juli um einen viertel Prozentpunkt. Der am Finanzmarkt massgebliche Einlagensatz liegt inzwischen bei 3,75 Prozent. EZB-Chefin Christine Lagarde liess zuletzt offen, ob die Zinserhöhungsserie im September weitergeht oder nicht.

(Reuters)