«Wir sind unbeteiligte Zuschauer der politischen Entscheidungen in Washington und der weltweiten Portfolio-Allokationsentscheidungen, auf die wir keinen grossen Einfluss haben», sagte EZB-Chefin Christine Lagarde am Dienstagabend in Paris. Das sei keine nachhaltige Position. Es gelte, das Schicksal des Euro in die eigene Hand zu nehmen.

Dieser ist weltweit die am zweithäufigsten gehandelte Währung nach dem Dollar. Die europäische Gemeinschaftswährung ist seit Jahresbeginn gegenüber dem Dollar um rund 13 Prozent gestiegen, da Anleger ihre Dollarbestände aufgrund von Bedenken hinsichtlich der als erratisch empfundenen US-Zollpolitik abgebaut haben.

«Wir können nicht ein passiver sicherer Hafen bleiben, der die Schocks absorbiert, die anderswo entstehen», sagte Lagarde. EZB-Chefvolkswirt Philip Lane verwies jüngst darauf, dass der stärkere Euro mehrjährige Auswirkungen auf die Entwicklung der Wirtschaft und die Inflation haben dürfte. Dass Europa wirtschaftlich schlechter abschneide als die USA, sei vor allem auf selbst geschaffene innere Barrieren zurückzuführen, betonte Lagarde. Dazu zählten fragmentierte Regulierungen, Steuersysteme, Insolvenzregeln und unvollständige Kapitalmärkte.

Laut der EZB-Chefin sollten auch Länder ausserhalb Europas den Euro stärker für ihre Transaktionen nutzen, damit der gemeinsame Währungsraum von einer stärkeren Rechnungsstellung in Euro profitieren könne. Die EU ist demnach bereits der wichtigste Handelspartner für 72 Länder, die fast 40 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung erbringen.

Zwei Fünftel des Welthandels werden in Euro abgerechnet. «Aber wir können noch weiter gehen», sagte Lagarde. So könnten etwa neue Handelsabkommen geschlossen werden. Die erzielten oder noch in Verhandlung befindlichen Abkommen gäben bereits einen Eindruck von dem Potenzial.

Studien deuteten darauf hin, dass diese neuen Abkommen die EU-Exporte in ihre Partnerländer bis 2032 um bis zu 40 Prozent steigern könnten. Es gelte auch, eine breitere Nutzung des Euro durch grenzüberschreitende Zahlungsinfrastrukturen zu ermöglichen.

(Reuters)