Sie werde dabei auf die Risiken für ein Unter- oder auch Überschreiten der angestrebten Teuerungsrate von 2,0 Prozent achten, sagte der Ire am Montag. Sollte es sich als eher wahrscheinlich erweisen, dass diese Marke unterschritten werde, würde dies für einen etwas niedrigeren Leitzins sprechen. Dieser sei dann besser geeignet, das von der EZB mittelfristig angepeilte Inflationsziel abzusichern.

«Alternativ würde eine Zunahme der Wahrscheinlichkeit oder Intensität von Aufwärtsrisikofaktoren darauf hindeuten, dass die Beibehaltung des aktuellen Leitzinses auf kurze Sicht angemessen wäre», fügte Lane hinzu. Der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Luis de Guindos, sieht die Auf- und Abwärtsrisiken bei der Inflation als derzeit gut austariert an: «Wir können sagen, dass die Inflationsrisiken ausgeglichen sind. Und dass unsere Prognosen, die zeigten, dass das Ziel der Preisstabilität in gewisser Weise sichergestellt werden kann, bis zu einem gewissen Grad aufgehen», sagte er in Madrid.

Für dieses Jahr erhöhten die EZB-Ökonomen im September ihre Prognose für die Teuerungsrate von 2,0 auf 2,1 Prozent, für 2026 von 1,6 auf 1,7 Prozent. Für 2027 wurde sie hingegen von 2,0 auf 1,9 Prozent gesenkt.

Keine Zinsschritte mehr in diesem Jahr?

Die Finanzmärkte gehen davon aus, dass es in diesem Jahr wohl keine weitere Zinssenkung geben wird. Die Äusserungen von De Guindos haben diese Erwartungen noch verstärkt. Doch einige Notenbanker befürchten, dass das volle Ausmass der US-Zölle noch nicht spürbar ist, ein starker Euro den Exporteuren schaden und die Gesamtinflation unter das Ziel der EZB drücken könnte. Lane wies in seiner Rede darauf hin, dass der stärkere Euro sich über mehrere Jahre auf Konjunktur und Inflation auswirken dürfte.

Die EZB hatte von Juni 2024 bis Juni 2025 im Zuge einer nachlassenden Inflation die Zinsen insgesamt achtmal gesenkt. Auf ihrer jüngsten Zinssitzung am 11. September beliess sie aber den Einlagesatz, also den Leitzins im Euroraum, wie im Juli bei 2,0 Prozent. Die Notenbank ist laut EZB-Chefin Christine Lagarde geldpolitisch in einer guten Position. Der grosse Inflationsschock ist aus ihrer Sicht überwunden. Mit Blick auf die Zukunft seien die Risiken bei der Teuerung wohl nach oben wie unten weitgehend eingedämmt.

Die Inflation in der Euro-Zone war im September erstmals seit April wieder über die Zielmarke von zwei Prozent gestiegen. Sie kletterte auf 2,2 Prozent, nachdem die Jahresteuerungsrate in den drei Vormonaten bei exakt 2,0 Prozent gelegen hatte. 

(Reuters)