Es gelte, sich in Zeiten der Unsicherheit von "Sitzung zu Sitzung" zu orientieren, sagte Lane am Dienstag in Berlin auf einer Veranstaltung des Jacques Delors Centre. Die Währungshüter müssten dabei Abwärts- und Aufwärtsrisiken sorgfältig gegeneinander abwägen. "Wir sind dabei von den Daten abhängig", betonte der Ire. Dabei sei kein Zinspfad vorgezeichnet. Es gehe darum, die Zinsen auf ein gewisses Niveau zu bringen und sie dann dort so lange wie nötig zu halten.

Aus Sicht von Ratsmitglied Peter Kazimir muss die EZB die Geldpolitik möglicherweise über längere Zeit als derzeit angenommen straffen. "Basierend auf den heutigen Daten werden wir die Zinssätze länger als erwartet erhöhen müssen", erklärte der slowakische Notenbankchef in einem Blogbeitrag und fügte hinzu: "Unsere September-Prognose wird das früheste Datum sein, um zu beantworten, wie effektiv unsere Massnahmen sind und ob sich die Inflation in Richtung des Ziels bewegt." Die Entwicklung der Kerninflation, der anhaltende Aufbau von Lohndruck und hohe Gewinnmargen erforderten Wachsamkeit.

Die EZB hat die Zinsen vorige Woche um 0,25 Prozentpunkte angehoben. Der an den Finanzmärkten massgebliche Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder erhalten, liegt derzeit bei 3,25 Prozent. Am Geldmarkt wird erwartet, dass die EZB die Zinsen um weitere 40 Basispunkte anheben wird. Dabei ist eine Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte im Juni Teil des Szenarios.

Für die EZB ist der Kampf gegen den anhaltenden Preisschub langwierig: Denn die Inflation im Euroraum liegt weiterhin deutlich über der angestrebten Notenbank-Zielmarke von zwei Prozent. Im April stieg die Teuerungsrate sogar leicht an auf 7,0 Prozent, nachdem sie noch im März auf 6,9 Prozent gesunken war von 8,5 Prozent im Februar. Die viel beachtete Kernrate, bei der die schwankungsanfälligen Energie- und Rohstoffpreise ausgeklammert werden, ging zudem im April nur minimal auf 5,6 Prozent von 5,7 Prozent im März zurück. Dies treibt viele Währungshüter um, denn es könnte ein Anzeichen sein, dass sich diese sogenannte zugrundeliegende Inflation als hartnäckiger als erwartet erweisen wird.

(Reuters)