Der Arbeitsmarkt in der Euro-Zone schwächt sich aus Sicht von EZB-Chefvolkswirt Philip Lane langsam ab. «Wir glauben, dass sich der Arbeitsmarkt auf viele Arten abkühlt», sagte Lane am Freitag bei einem Seminar an der Imperial College Business School in London. Das starke Lohnwachstum in der 20-Ländergemeinschaft war zuletzt einer der zentralen Treiber der Inflation. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte zuletzt immer wieder betont, sie müsse unter anderem erst noch mehr Sicherheit über die Entwicklung der Tariflöhne in diesem Jahr gewinnen, bevor sie die Kurswende mit einer ersten Zinssenkung vollziehen könne.

«Die Quote der offenen Stellen verringert sich», sagte der oberste Volkswirt der Euro-Notenbank. «Die Unternehmen sind nicht mehr so besorgt hinsichtlich eines Arbeitskräftemangels,» fügte er hinzu. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte auf der Pressekonferenz nach der Zinssitzung in der vergangenen Woche gesagt, die EZB gehe weiterhin datenabhängig vor. Im April werde die EZB einiges zur Inflationsentwicklung wissen, im Juni werde sie noch viel mehr wissen. Die nächsten Zinssitzungen der EZB sind am 11. April und dann 6. Juni jeweils in Frankfurt. Zuletzt hatten die Hinweise aus dem Führungskreis der EZB zugenommen, dass die Euro-Notenbank um die Mitte des Jahres herum erstmals die Zinsen senken könnte.

Irlands Notenbankchef Gabriel Makhlouf teilte unterdessen in einem Blogbeitrag auf der Webseite der irischen Notenbank mit, dass aus seiner Sicht die Währungshüter im Juni die Zinsen senken könnten. «Ich bin der Ansicht, dass das Bild bei der EZB-Ratssitzung im Juni hinreichend klarer sein dürfte», merkte er an. Bei den Beratungen besässen die Währungshüter dann viel mehr Informationen, insbesondere zur Lohndynamik. Dies werde für genügend Vertrauen sorgen, die Geldpolitik weniger restriktiv zu gestalten. «Der Kampf gegen die Inflation ist gewonnen, der Disinflationsprozess ist in vollem Gange», schrieb der Euro-Wächter. 

(Reuters)