Es werde noch einige Zeit dauern, bis die Teuerungsrate im Euroraum zum Ziel der EZB von 2,0 Prozent zurückkehre, sagte Lane der Zeitung "Milano Finanza" vom Dienstag. "Wir gehen davon aus, dass weitere Zinserhöhungen notwendig sein werden. Aber es wurde bereits viel getan", fügte der Ire hinzu. Diese Vorarbeit gelte es beim Zinsbeschluss am 15. Dezember zu berücksichtigen. Aus Sicht des zyprischen Notenbankchefs Constantinos Herodotou ist die Notenbank bereits "sehr nahe" an einem neutralen geldpolitischen Niveau, das die Konjunktur nicht mehr anregt, allerdings auch nicht bremst.

Er gehe davon aus, dass es wohl weitere Erhöhungen geben werde, sagte das EZB-Ratsmitglied auf einer Bloomberg-Veranstaltung. Trotz des derzeitigen Abschwungs erwarte er nicht, dass es zu einer "harten Landung der Wirtschaft" im Euroraum kommen werde. Er verwies auf die Stützungsmassnahmen der Regierungen in der Energiekrise und einen weiterhin robusten Arbeitsmarkt.

In der Führungsetage der Europäischen Zentralbank (EZB) mehrten sich zuletzt die Stimmen, die nach zwei grossen Zinsschritten in Folge nun eine weniger aggressive Gangart erwarten - auch, weil sich zuletzt Hinweise auf ein Abebben des hohen Preisdrucks ergaben. Lane sagte, er sei "einigermassen zuversichtlich", dass die Inflation wahrscheinlich nahe dem Gipfelpunkt sei. Angesichts des deutlichen Anstiegs der Erdgas-Preise schliesse er für Anfang nächsten Jahres allerdings einen weiteren Anstieg nicht aus.

EZB nimmt wohl Fuss vom Gas

Im September und Oktober hatte die EZB den geldpolitischen Schlüsselsatz um jeweils 0,75 Prozentpunkte erhöht. Der Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit bei 1,50 Prozent. Für die Sitzung in der nächsten Woche wird nun eine Erhöhung um einen halben Prozentpunkt erwartet. Die Inflationsrate hatte sich im November auf 10,0 von 10,6 Prozent im Oktober verringert. Die Abschwächung vom bisherigen Rekordniveau dürfte den Währungshütern Argumente liefern, bei den Zinserhöhungen den Fuss etwas vom Gas zu nehmen.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde zufolge hält sich die Notenbank im Kampf gegen die Inflation alle Türen für Zinserhöhungen offen. Wie viel weiter die EZB noch gehen und wie schnell sie dahin kommen müsse, hänge von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehörten die Wirtschaftsprognosen der EZB-Volkswirte, das Ausmass der wirtschaftlichen Krise, die Entwicklung der Löhne sowie die Inflationserwartungen.

(Reuters)