«Wenn der Konflikt den Ölpreis über längere Zeit deutlich in die Höhe treibt, wäre das natürlich ein neuer Aufwärtsschock für die Inflation», sagte der niederländische Notenbankchef Klaas Knot am Montag. Er erwarte keine dauerhaften Auswirkungen auf den Ölpreis, wenn es weiterhin ein regionaler Konflikt bleibe: «Aber das könnte sich ändern, wenn andere grosse Staaten in der Region darin verwickelt werden», fügte das EZB-Ratsmitglied hinzu.
Anleger versuchten derzeit noch einzuschätzen, welche Auswirkungen die Kämpfe auf die weltweite Ölversorgung hätten, hiess es bei Analysten. Entscheidend sei dabei, ob andere Länder in der wichtigen Ölförderregion in den Konflikt hineingezogen würden. «Wenn Iran auf den Plan tritt, sind bis zu drei Prozent der globalen Ölversorgung in Gefahr», sagte Energiemarkt-Spezialist Saul Kavonic. «Und wenn sich die Kämpfe auch auf die für den Öltransit wichtige Strasse von Hormus ausweiten, dann reden wir von etwa 20 Prozent.»
Die Inflationsrate im Euroraum war im September deutlich auf 4,3 Prozent zurückgegangen, nach 5,2 Prozent im August. Die Energiepreise sanken dabei gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,7 Prozent. Die EZB hat seit Sommer 2022 im Kampf gegen die hohe Inflation die Zinsen bereits zehn Mal in Serie angehoben, zuletzt Mitte September um einen viertel Prozentpunkt. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz liegt damit nunmehr bei 4,00 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit dem Beginn der Währungsunion 1999. EZB-Vizepräsident Luis De Guindos sagte, er gehe davon aus, dass das derzeitige Zinsniveau zur Stabilisierung der Preise beitrage.
(Reuters)