Die Währungshüter erhöhten den Einlagensatz wie erwartet auf 2,5 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit der Finanzkrise 2008. Lagarde machte zudem klar, dass die EZB noch nicht fertig mit der Straffung ist, obwohl die Energiepreise fallen und die US-Notenbank das Tempo der Zinserhöhungen bereits drosselt.

In seinen geldpolitischen Beschlüssen erklärte der EZB-Rat am Donnerstag, dass er "beabsichtigt", die Zinssätze auf seiner März-Sitzung um weitere 50 Basispunkte anzuheben. Dann werde er "eine Bewertung des darauffolgenden geldpolitischen Pfads vornehmen", heisst es. "In jedem Fall werden die Leitzinsbeschlüsse des EZB-Rats auch in Zukunft von der Datenlage abhängen und von Sitzung zu Sitzung festgelegt."

Die Risiken für den Inflationsausblick sind laut Lagarde ausgeglichener geworden und die Wirtschaft sei widerstandsfähiger als gedacht. Im März könnte das Bild klarer werden, wenn die neuen vierteljährliche Stabsprojektionen der EZB vorliegen, die den jüngsten Rückgang der Energiepreise berücksichtigen.

Zinserhöhungen gehen im März wohl weiter

Lagarde erklärte auf ihrer Pressekonferenz, dass ein erneuter Halbprozentschritt im März zwar nicht "unwiderruflich" sei, wohl aber sehr wahrscheinlich. "Ich kann mir kein Szenario vorstellen, in dem dies nicht geschehen würde, es sei denn, es wäre sehr extrem", sagte sie. "Unsere Entschlossenheit, mittelfristig eine Inflationsrate von 2 Prozent zu erreichen, sollte nicht in Frage gestellt werden. Es sollte auch nicht bezweifelt werden, dass wir, wenn wir einmal im restriktiven Bereich sind, dort auch ausreichend bleiben wollen."

Ausserdem betonte sie, dass die Zinserhöhungen wahrscheinlich nach März weitergehen werden. "Wir wissen, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben", sagte sie. "Wir wissen, dass wir noch nicht fertig sind."

Am Staatsanleihemarkt kam es zu einer Rally. Die Rendite zehnjähriger Bunds sank um über 20 Basispunkte. Bei Italien-Bonds fiel sie sogar um nahezu doppelt so viel. Die Geldmärkte preisten eine Anhebung um einen halben Prozentpunkt im März ein, implizieren jetzt jedoch einen geringeren Endzins von unter 3,5 Prozent.

Was Bloomberg Economics sagt:

  • "Die Europäische Zentralbank hat sich auf eine weitere Anhebung um 50 Basispunkte im März festgelegt, lässt aber Spielraum für eine Anpassung... Dies deckt sich mit der Einschätzung von Bloomberg Economics, dass nach einer weiteren Anhebung um 50 Basispunkte die rückläufige Kerninflation eine Reduzierung auf 25 Basispunkte für einen letzten Zinsschritt im Mai erlauben wird."

Selbst nach der unerwartet deutlichen Abschwächung im Januar ist die Inflation im Euroraum mit 8,5 Prozent immer noch mehr als viermal so hoch wie es die EZB anstrebt. Zudem verharrte die Kerninflation auf Rekordniveau.

Der jüngste Rückgang der Energiepreise "könnte, wenn er anhält, die Inflation schneller als erwartet bremsen", so Lagarde. "Dieser Abwärtsdruck auf die Energiekomponente könnte sich dann auch in einer schwächeren Dynamik der zugrunde liegenden Inflation niederschlagen."

15 Milliarden Euro pro Monat

Die EZB nannte auch weitere Details zu ihrer laufenden Bilanzverkürzung. Das Anleiheportfolio des APP soll von Anfang März bis Ende Juni 2023 monatlich im Durchschnitt um 15 Milliarden Euro verringert werden. Das anschliessende Tempo des Portfolioabbaus werde im Zeitverlauf festgelegt, hiess es. Die Tilgungsbeträge sollen zum Teil wieder angelegt werden, "weitgehend im Einklang mit der derzeitigen Praxis."

Bei den Ankäufen von Unternehmensanleihen im Rahmen der Wiederanlage wird nun stärker auf Emittenten mit einer besseren Klimaleistung geachtet. "Soweit dies ohne Beeinträchtigung des Preisstabilitätsziels der EZB möglich ist, unterstützt dieser Ansatz die schrittweise Dekarbonisierung der Bestände des Eurosystems an Unternehmensanleihen im Einklang mit den Zielen des Pariser Abkommens", führte die EZB aus.

(Bloomberg)