Der unerwartete Rückgang der Wirtschaftsleistung – der zweite in Folge – um 0,3 Prozent in den ersten drei Monaten des Jahres ist für die Währungshüter schon wieder Schnee von gestern und wird sie nicht von der Bekämpfung der Inflation als oberster Priorität abbringen.
Während sie sich bemüht, den Anstieg der Verbraucherpreise wieder unter Kontrolle zu bringen, hat die EZB bereits signalisiert, dass sie bereit ist, die Zinsen weiter zu erhöhen, selbst wenn die US-Notenbank eine Pause einlegt.
Erste Äusserungen in den Stunden nach den revidierten deutschen Daten vom Donnerstag zeigten keine Anzeichen für ein Schwanken in dieser Mission — was darauf hindeutet, dass die Auswirkungen der Daten vorerst auf den politischen Bereich beschränkt bleiben dürften.
Auch Geldmärkte unbeeindruckt
“Um das Inflationsgespenst zu verscheuchen, haben wir im Eurosystem mit unserer Geldpolitik entschlossen gehandelt”, sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel vor Unternehmensberatern im schweizerischen Obbürgen. “Und wir werden im EZB-Rat auf diesem geldpolitischen Straffungspfad weitergehen, um die hohe Inflation zu überwinden.”
Nagel gehört zu den Falken, die bis zu drei weitere Zinserhöhungen in Aussicht stellen und der Meinung sind, dass die Eindämmung des Preisanstiegs der Schlüssel ist, um die Wirtschaft in der Eurozone wieder in Schwung zu bringen. Auch die Geldmärkte zeigten sich unbeeindruckt und behielten weitere Zinsschritte eingepreist.
“Die überraschende Schwäche ... ist eine Erinnerung daran, dass das Wachstum anfällig ist, noch bevor die straffere Geldpolitik voll durchschlägt”, sagt Jamie Rush, Chefökonom für Europa bei Bloomberg Economics. “Für die EZB liegt der Schwerpunkt weiterhin auf der zugrunde liegenden Inflation. Unsere Prognosen zeigen, dass sich die Kerninflation bis in den Sommer hinein beschleunigen wird, so dass die EZB mindestens bis Juli ihre Geldpolitik beibehalten wird.”
Rückgang des deutschen BIP überraschend
Keiner der von Bloomberg befragten Analysten hatte einen so starken Rückgang des deutschen BIP vorhergesagt — der Höhepunkt einer Reihe von schlechten Wirtschaftsdaten.
Konsumenten halten sich bei ihren Ausgaben für Waren von Lebensmitteln bis Autos zurück. Die Lage im Verarbeitenden Gewerbe hat sich verschlechtert. Das Ifo-Institut meldete, dass sich die Geschäftsaussichten im Mai zum ersten Mal seit Oktober eingetrübt haben, während Einkaufsmanager einen deutlichen Rückgang der Produktion berichteten.
Der DIHK erklärte auf Basis seiner eigenen Mitgliederbefragung am Montag, es gebe kaum Anzeichen für einen Aufschwung und blieb bei seiner Prognose einer Stagnation. Nur der robuste Dienstleistungssektor treibt noch das Wachstum an. Die Bundesbank erwartet, dass damit im laufenden Quartal wieder eine Expansion erreicht werden kann.
Freilich bleibt währenddessen die Inflation weiterhin unbesiegt. EZB-Vizepräsident Luis de Guindos sprach das vor dem Europäischen Parlament am Donnerstag an: “Unsere künftigen Entscheidungen werden sicherstellen, dass die Leitzinsen auf ein Niveau gebracht werden, das ausreichend restriktiv ist, um eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zu unserem mittelfristigen Ziel von 2 Prozent zu ermöglichen”, sagte er in Brüssel. Sobald das Ziel erreicht ist, “werden sie so lange wie nötig auf diesem Niveau gehalten”, sagte er.
(Bloomberg)
1 Kommentar
Na und? Die Wahrheit ist anders und das Ganze ein Trugbild.
1. Inflation bezieht sich nur auf einen beschränkten Warenkorb und keine der steigenden Gebühren, Energie, Versischerungen etc. darin enthalten.
2. Wir sind sind seit Jahren in vielen Bereichen in einer Deflation. Dank ungesundem Wettbewerb, Billigeld und Billigimport (Abhängigkeiten). Vieles wurde in Masse immer billiger, aber dennoch fleissig abgeschöpft und niedrig besteuert. Zombie Firmen mit ungenügendem Eigenkapital- und Ertragskraft schlingern und der Markt bereinigt oder sie werden auf Kosten der Steuerzahler, Gläubiger, Pensionskassen und Arbeitnehmer "gerettet".
3. Verlierer sind wie immer Arbeitnehmer. Statt abgezocktes wieder einzuschiessen wird wieder hire fire betrieben, über Mangel an Fachkräfte, welche man vorher feuerte, jammern und weiter aussitzen, nur bei letzteren Kosten senken und gleichzeitig in Techologien (Abhängigkeiten), deren Wertschöpfung und Besteuerung im Ausland stattfindet, investieren.
4. Nur die Kaufkraft der Arbeitnehmer Masse sichert Wachstum und Absatz. Nicht jene der Abzocker.
5. Inflation und Teuerungsbekämpfung wird als das Übel dargestellt. Ist aber eigentlich normal, dass alles einen fairen Preis hat.
5 Zeit für Revolution 21 einer Wirtschafts- und Sozialreform bei der jeder von einem Volksvermögensfond ein existenzsicherndes Grundeinkommen erhält, dieser die Ressource Geld eklusive stets gegen Zinsdifferenz an die Wirtschaft vergibt und von einheitlichem MWST, Ertrags-, Gewinn-, überlohn / Dividendenbesteuerung und Gebühren für seine Leistungen finanziert wird?