"Wir steuern künftig auf heiklere Entscheidungen zu, aber wir werden beherzt sein und die Entscheidungen treffen, die nötig sind, um die Inflation wieder auf zwei Prozent zurückzuführen", sagte sie am Freitag dem spanischen Fernsehsender TVE. "Und wir werden das tun, keine Frage," fügte sie hinzu. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit der Zinswende im Juli 2022 die Schlüsselzinsen bereits sieben Mal in rasanter Folge um insgesamt 3,75 Prozentpunkte angehoben. Die nächste Zinssitzung ist am 15. Juni in Frankfurt.

Volkswirte rechnen einer Reuters-Umfrage zufolge bei den Zinstreffen der EZB im Juni und Juli mit weiteren kleinen Anhebungen um je 0,25 Prozentpunkte. Die Inflation im Euro-Raum hat im April wieder leicht zugelegt, womit der Druck auf die EZB anhält, gegenzusteuern. Die Verbraucherpreise stiegen binnen Jahresfrist um 7,0 Prozent, nach 6,9 Prozent im März und 8,5 Prozent im Februar. Damit ist die Teuerung immer noch mehr als dreimal so hoch wie die Zielmarke der Notenbank.

"Wir müssen weiterhin nachhaltig hohe Zinssätze haben, daher ist es eine Zeit, in der wir uns wirklich anschnallen müssen und dieses Ziel anschauen, das wir haben, und es umsetzen", merkte Lagarde an. Das Ziel sei einfach und geradeheraus: Preisstabilität. "Und wir müssen absolut entschlossen sein, das zu erreichen", fügte sie hinzu. Die EZB werde ihr Ziel verfolgen, auch wenn es ein kritischer Moment für die Euro-Zone sei, in der die Inflation sinke, die geldpolitische Straffung ihre Wirkung zu entfalten beginne und Banken ihre Kredite begrenzten.

Die Kerninflation, in der die schwankungsreichen Energiepreise und die Preise für unverarbeitete Lebensmittel, Alkohol und Tabak ausgeklammert sind, war im April leicht zurückgegangen auf 5,6 Prozent von 5,7 Prozent im März. Die Währungshüter hatten dieses Inflationsmass zuletzt besonders im Blick gehabt. Denn darin spiegeln sich zugrundeliegende Inflationstrends besonders klar wider.

(Reuters)