Die Senkung der Leitzinsen im April ist von einigen Währungshütern der Europäischen Zentralbank als Vorziehen einer ursprünglich für Juni erwarteten Senkung angesehen worden. Dies geht aus dem Protokoll der Ratssitzung hervor.

«Die jüngsten Ereignisse hätten diese Ratsmitglieder jedoch davon überzeugt, dass die Senkung der Leitzinsen auf der aktuellen Sitzung eine gewisse Absicherung gegen negative Folgen böte. Ausserdem werde dadurch vermieden, die ohnehin volatilen Finanzmärkte noch weiter zu verunsichern», heisst es in der Zusammenfassung der Sitzung.

«Darüber hinaus könnte eine Zinssenkung auf der aktuellen Sitzung als zeitliches Vorziehen einer möglichen Senkung auf der Juni-Sitzung angesehen werden. Damit unterstreiche man die Notwendigkeit, sich für die kommenden Sitzungen alle Handlungsoptionen offenzuhalten», so das am Donnerstag veröffentlichte Protokoll.

Die EZB dürfte nun in zwei Wochen die Zinsen erneut senken, da die US-Zölle das Wirtschaftswachstum belasten. Der stärkere Euro und die mögliche Umleitung chinesischer Waren nach Europa bedeuten auch, dass die Inflation früher als bisher angenommen auf 2 Prozent fallen könnte.

Die Anleger rechnen mit einer weiteren Lockerung, wodurch der Einlagensatz auf 1,75 Prozent sinken würde. Der belgische Zentralbankchef Pierre Wunsch erklärte diese Woche gegenüber Bloomberg, dass solche Wetten «vernünftig» seien, da die Politik möglicherweise «leicht unterstützend» werden müsse, um zu verhindern, dass die Inflation unter das Zielniveau sinkt.

(Bloomberg/cash)