Die Beibehaltung unveränderter Zinsen wurde als «robuster Ansatz» zur Bewältigung von Schocks und Inflationsrisiken in einer Vielzahl von plausiblen Szenarien betrachtet, wie aus den Protokollen der jüngsten Zinssitzung im Juli hervorgeht, die von der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag veröffentlicht wurden. «Insgesamt sei das Warten auf weitere Informationen und die Beseitigung gewisser Unsicherheiten derzeit eine sehr wertvolle Option,» hiess es darin. Für die meisten Währungshüter lägen die Risiken für den Inflationsausblick weitgehend in der Balance.

Doch es gab dem Protokoll zufolge auf der Zinssitzung auch abweichende Stimmen. Einige Währungshüter wiesen auf die Gefahr hin, dass die Inflation im Euroraum zu niedrig ausfallen sein könnte im Vergleich zu den EZB-Prognosen vom Juni. Andere wiederum merkten an, mittelfristig bestünde eher die Gefahr einer zu hohen Inflation. Dies hänge vor allem mit schwankungsreichen Energiepreisen und Wechselkursen zusammen. Die Inflationsrate in der 20-Länder-Gemeinschaft lag im Juli bei 2,0 Prozent, was genau dem mittelfristigen Ziel der EZB entspricht.

Die EZB hatte im Juli nach einer Serie von sieben Zinssenkungen in Folge pausiert. Der Leitzins im Euroraum, das ist der Einlagesatz, liegt damit weiterhin bei 2,0 Prozent. Ihn erhalten Finanzinstitute, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken. Über diesen Zins steuert der EZB-Rat massgeblich seinen geldpolitischen Kurs. EZB-Chefin Christine Lagarde, hatte auf der Pressekonferenz nach dem Zinsbeschluss auf das transatlantische Hin-und-Her in der Zollpolitik und die noch nicht absehbaren Folgen für Inflation und Konjunktur im Euroraum hingewiesen. Am Finanzmarkt wurde vor Veröffentlichung der Protokolle die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Zinspause auf der nächsten geldpolitischen Sitzung am 11. September auf über 90 Prozent taxiert.

(Reuters)