Die Mitglieder des EZB-Rates betrachten die Kommunikation darüber, was nach der Zinserhöhung am 27. Juli geschehen wird, als ihre grösste Herausforderung.

Da das gesamte Spektrum von Falken bis Tauben betont, dass das Ergebnis der Septembersitzung offen ist, wird die Aufgabe darin bestehen, starke Signale für eine weitere Anhebung oder eine Zinspause zu vermeiden.

Es kann anders kommen als Spekuliert - vieles noch offen

Während die Anleger ursprünglich auf zwei weitere Zinserhöhungen um jeweils einen Viertelprozentpunkt und einen Gipfel des Einlagensatzes von 4 Prozent gesetzt hatten, haben jüngste Äusserungen von Notenbankern zu einem gewissen Sinneswandel geführt. So hatte der EZB-Falke Klaas Knot am Dienstag gegenüber Bloomberg erklärt, dass Schritte über Juli hinaus “höchstens eine Möglichkeit, keineswegs aber eine Gewissheit“ seien.

Während ihrer einjährigen Zinserhöhungskampagne hat die EZB die Finanzmärkte nicht allzu sehr im Unklaren darüber gelassen, was als Nächstes kommen wird. Sogar im März, als US-Regionalbanken und die Credit Suisse in die Krise gerieten, erklärte EZB-Präsidentin Christine Lagarde, es gäbe noch “mehr zu tun”, sofern die Ereignisse die Wirtschaftsaussichten nicht beeinträchtigen würden.

Eine solche an Bedingungen geknüpfte Formulierung könnte eine Möglichkeit sein, für September alle Optionen auf dem Tisch zu behalten. Die Federal Reserve, deren Zinszyklus sich ebenfalls dem Ende zuneigt, könnte eine Alternative anbieten. Im Juni erklärte sie, dass sie bei der Festlegung des Umfangs einer zusätzlichen Straffung der Geldpolitik, die angemessen sein könnte, um die Inflation im Laufe der Zeit wieder auf 2 Prozent zu bringen, frühere Straffungen, Verzögerungen bei der Übertragung sowie wirtschaftliche und finanzielle Entwicklungen berücksichtigen wird.

2 Prozent wird mit allen Mitteln erreicht

Die letzten Geldpolitischen Beschlüsse der EZB machten deutlich, dass die Währungshüter aktuell noch nicht fertig sind: Die Zinssätze würden “auf ein ausreichend restriktives Niveau gebracht” und dieses “so lange aufrechterhalten wie erforderlich”, um zeitnah zum Ziel von 2 Prozent Inflation zurückzukehren.

Ein Konsens im EZB-Rat für ein klares Signal in der nächsten Woche scheint unwahrscheinlich, da einige vor der Hartnäckigkeit der Kerninflation warnen, während andere sich um die Konjunktur nach der Winterrezession sorgen.

Angesichts der Tatsache, dass vor der September-Sitzung noch zwei weitere Monate mit Inflationsdaten, eine Schätzung des Bruttoinlandsprodukts für das zweite Quartal und aktualisierte Wirtschaftsprognosen für den Zeitraum bis 2025 anstehen, haben sich die Währungshüter zuletzt zunehmend zurückgehalten, über die Entscheidung zu spekulieren.

“Wir müssen die Zinsen das nächste Mal erhöhen und ich erwarte eine erneute Anhebung um 25 Basispunkte auf der Juli-Sitzung”, sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel am Montag gegenüber Bloomberg. “Für die September-Sitzung müssen wir sehen, was uns die Daten sagen.”

(Bloomberg)