Dies geschieht vor dem Hintergrund von Szenarien, in denen sich Institute unter der Regierung von US-Präsident Donald Trump möglicherweise nicht mehr auf die Versorgung mit Dollar durch die US-Notenbank Federal Reserve verlassen könnten, wie drei mit den Gesprächen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Die Kontrolleure verlangten unter anderem, dass Banken Schwachstellen in ihren Bilanzen identifizieren. Dabei gehe es beispielsweise um Fälle, in denen sie Dollar verliehen oder auf Dollar lautende Vermögenswerte finanziert haben, aber nicht über ausreichende Dollar-Finanzierungsquellen verfügen, um Verbindlichkeiten zu decken, sagte einer der Insider.

Die Kontrolleure forderten, diese Finanzierungslücken zu verringern, sagten die Insider. In manchen Fällen verlangten sie sogar, die Institute sollten erwägen, Geschäftsstränge zu verändern, um die Abhängigkeit von Dollar-Finanzierungen zu reduzieren. Die EZB lehnte eine Stellungnahme zu den Informationen ab. Das Weisse Haus liess eine Anfrage nach einer Stellungnahme unbeantwortet. Die US-Notenbank wollte die Informationen nicht kommentieren und verwies auf eine Rede von Federal-Reserve-Chef Jerome Powell im April. In dieser hatte Powell erklärt, die US-Notenbank stehe weiterhin bereit, ihren Gegenparteien Dollar zur Verfügung zu stellen. «Wir wollen sicherstellen, dass Dollar verfügbar sind», sagte er damals.

US-Präsident Trump hatte zwar unlängst gesagt, er habe nicht die Absicht, Powell vor dem Ende von dessen Amtszeit im Mai 2026 als Fed-Chef abzulösen. Doch es bleiben Zweifel, ob sich der Republikaner daran halten wird. Trump hatte in der Vergangenheit Powell häufig und offen kritisiert, was Befürchtungen genährt hat, die Unabhängigkeit der weltweit bedeutendsten Notenbank könne in der Zukunft in Gefahr geraten.

Knappheitsszenarien

Ein hochrangiger Manager einer der grössten europäischen Banken, die nicht von der EZB überwacht wird, erklärte, ein Szenario, in dem Fed-Finanzierungen nicht verfügbar sein könnten, werde nun mit einer Wahrscheinlichkeit von fünf Prozent belegt. Vor einigen Monaten habe dieser Wert noch bei null gelegen. Der Manager bezeichnete dieses Risikoniveau als «ziemlich bedeutend» und fügte hinzu, dass die Adressierung eines möglichen Dollar-Mangels künftig Teil der Risikodiskussionen des Geldhauses sein werde.

Ein weiterer hochrangiger europäischer Bankmanager sagte, das von der EZB beaufsichtigte Geldhaus habe in den jüngsten Wochen erstmals ein schwieriges Szenario durchgespielt, in dem die Fed-Swap-Linien nicht verfügbar wären. Die Bank könne dann zwar über einen längeren Zeitraum weiter den Handel aufrechterhalten. Dies würde jedoch zu hohen Kosten für neue Dollar-Aktivitäten führen.

Fast ein Fünftel des Finanzierungsbedarfs der Banken aus der Euro-Zone ist in US-Dollar. Entsprechende Kredite suchen sie auf den Märkten für kurzfristige Finanzierungen. Auf diesen können jedoch in Zeiten von finanziellen Turbulenzen sehr schnell Engpässe entstehen. In der Vergangenenheit sprangen dann die Notenbanken ein. Die Fed hat bespielsweise Dollar-Kreditlinien mit der EZB und grossen Zentralbanken anderer Staaten vereinbart. Dadurch soll verhindert werden, dass es in den Ländern zu Engpässen in der Bereitstellung von Dollar-Liquidität kommt.

Im März hatte Reuters berichtet, angesichts der schwer berechenbaren Politik des US-Präsidenten hätten einige Notenbanker und Aufseher in Frage gestellt, ob sie sich in Zeiten schwerer Marktturbulenzen noch auf die Bereitstellung von Dollar-Finanzierungen durch die US-Notenbank verlassen könnten. In Reaktion darauf hatte EZB-Chefbankenaufseherin Claudia Buch in einer Anhörung im EU-Parlament gesagt, die EZB kooperiere gut mit ihren US-Kollegen und allgemein mit der internationalen Gemeinschaft. Das Liquiditätsrisiko und auch das Währungsrisiko werde von der Aufsicht sehr genau überwacht als Routine-Teil der aufsichtlichen Arbeit.

(Reuters)