Es gebe zwar einen spürbaren Rückgang der Gesamtinflation, doch die zugrundeliegende Inflation bleibe hoch, erklärte Schnabel am Dienstagabend bei einem Vortrag in Frankfurt. Das "Momentum der Inflation" bleibe bei allen Komponenten ausser Energie hoch. Angebotsseitige Schocks durch Engpässe und Energiepreise liessen weiter nach.

Der Arbeitsmarkt sei stark, das Lohnwachstum ziehe an und die Gewinnspannen der Unternehmen seien hoch, erläuterte die deutsche Ökonomin. Es gebe keinen Zweifel, dass die EZB mehr unternehmen müsse, um die Inflation bald auf ihren Zielwert zu senken. Zinssenkungen seien in der absehbaren Zukunft jedoch höchst unwahrscheinlich.

Die EZB hat die Zinsen vorige Woche um 0,25 Prozentpunkte angehoben. Der an den Finanzmärkten massgebliche Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder erhalten, liegt damit bei 3,25 Prozent. Am Geldmarkt wird erwartet, dass die EZB die Zinsen um weitere 40 Basispunkte anheben wird. Dabei ist eine Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte im Juni Teil des Szenarios.

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist mitten im Kampf gegen den anhaltenden Preisschub. Laut Bundesbankchef Joachim Nagel sollten die Zinsen angesichts der noch immer hohen Inflation weiter steigen. Sie liegt weiterhin deutlich über der Notenbank-Zielmarke von 2,0 Prozent.

Im April stieg die Teuerungsrate sogar leicht an auf 7,0 Prozent. Die Kernrate, bei der schwankungsanfällige Energie- und Rohstoffpreise ausgeklammert werden, ging zudem nur minimal auf 5,6 Prozent von 5,7 Prozent im März zurück. Diese sogenannte zugrundeliegende Inflation könnte sich somit als zäher als erwartet herausstellen.

(Reuters)