Die Europäische Zentralbank (EZB) will die Widerstandsfähigkeit der grössten Banken der Währungsunion gegen geopolitische Schocks testen. Dazu sollen 110 Institute im kommenden Jahr einen speziellen Stresstest durchlaufen, wie die Notenbank am Freitag in Frankfurt ankündigte. Die Handhabung geopolitischer Risiken gehört zu den obersten Prioritäten der EZB für die kommenden Jahre. Mit dem Test will sie bankspezifische Schwachstellen identifizieren und die Risikoannahmen der Institute hinterfragen.
Bei dem sogenannten umgekehrten Stresstest sollen die Banken beschreiben, welche Art von politischem Schock ihr hartes Kernkapital um drei Prozentpunkte senken würde. Zudem sollen die Folgen auf Liquidität und Refinanzierungsbedingungen dargelegt werden. «Die Übung wird bewerten, inwieweit die Stresstest-Fähigkeiten der Banken geopolitische Risiken berücksichtigen», hiess es in der Mitteilung der EZB. Ziel sei es, das bankeigene Risikomanagement und die Fähigkeit vorausschauender Kapital- und Sanierungspläne zu fördern.
Die Ergebnisse des Tests sollen im Sommer 2026 bekanntgegeben werden. Sie sollen sich zwar nicht direkt auf die Kapitalanforderungen auswirken. Aufgedeckte Schwächen sollen jedoch in den jährlichen aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozess einfliessen. In diesem Verfahren legt die EZB fest, wie viel Kapital eine Bank über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus vorhalten muss.
(Reuters)
