Die Euro-Wächter um Notenbankchefin Christine Lagarde hielten bereits auf ihrem Zinstreffen im Oktober angesichts einer rückläufigen Inflation und Konjunktursorgen die Füsse still. Experten halten es für ausgemacht, dass sie auch diesmal den Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, und der am Finanzmarkt der massgebliche Zins ist, auf dem Rekordniveau von 4,00 Prozent belassen. Gleiches gilt für den Leitzins, der dann auf dem derzeitigen Niveau von 4,50 Prozent bleiben würde.

Denn die Inflation im Euro-Raum ist nach einer Serie von zehn Zinserhöhungen inzwischen erheblich abgeebbt. Im November lag die Teuerungsrate in der 20-Länder-Gemeinschaft nur noch bei 2,4 Prozent. Noch im Herbst 2022 hatte sie zeitweise bei über zehn Prozent gelegen. Das Ziel der EZB von 2,0 Prozent Inflation kommt damit immer mehr in Reichweite.

Zudem ist die Wirtschaft in der Euro-Zone auf Talfahrt und womöglich auf dem Weg in die Rezession. Im dritten Quartal schrumpfte die Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent zum Vorquartal. Die EZB muss daher aufpassen, dass sie die Konjunktur nicht völlig abwürgt. Lagarde hatte im November gesagt, dass es bei den Zinsen in den nächsten paar Quartalen voraussichtlich keine Änderung geben werde.

Mit Spannung wird daher erwartet, was die Euro-Wächter nun zum weiteren Kurs mitteilen werden. Denn am Finanzmarkt wird bereits für das Frühjahr 2024 mit einer ersten Zinssenkung gerechnet. Orientierungshilfe für den weiteren Weg dürften den Währungshütern neue Konjunktur- und Inflationsprognosen der EZB-Volkswirte geben. Diese Projektionen liegen ihnen auf dem Treffen bei ihren Beratungen vor.

Auch die Zukunft des Pandemie-Anleihenkaufprogramms PEPP könnte ein Thema sein. Mehrere Euro-Wächter hatten sich in den vergangenen Monaten für ein vorzeitiges Ende der PEPP-Käufe ausgesprochen. Lagarde hatte unlängst gesagt, darüber werde in nicht allzu ferner Zukunft beraten. Auslaufende Anleihen aus diesem Programm werden derzeit immer noch vollumfänglich ersetzt. Bislang sollen diese Reinvestitionen bis mindestens Ende 2024 fortgesetzt werden.

Der Zinsentscheid der EZB wird am Nachmittag um 14.15 Uhr (MEZ) erwartet. Um 14.45 Uhr will sich EZB-Präsidentin Lagarde dann auf einer Pressekonferenz den Fragen der Journalisten stellen.

(Reuters)