Die Inflation nimmt zu, die Wirtschaft schrumpft und die Arbeitslosigkeit steigt. Das ist die Einschätzung der Bürger, denen die Währungshüter verpflichtet sind.

Diesen Tenor hat die neue monatliche Umfrage im Euroraum, mit der die Stimmung in der Bevölkerung erfasst werden soll, um die Notenbanker bei ihren Entscheidungen zu unterstützen. Sie zeigt die Komplexität bei der Abwägung, wie schnell die Zinsen angehoben werden sollten.

Die Konsumenten erwarten für die nächsten 12 Monate eine Teuerungsrate von 5 Prozent, so der am Donnerstag veröffentlichte Auftaktbericht. Die Schätzung für die Inflation in drei Jahren kletterte um 0,3 Punkte auf 2,8 Prozent und liegt damit deutlich über dem 2-Prozent-Ziel der EZB.

Die Wirtschaft dürfte innerhalb eines Jahres um 1,3 Prozent schrumpfen und die Arbeitslosigkeit 11,5 Prozent erreichen. Diese Einschätzung könnte die Konsumausgaben belasten, welche das Wachstum bisher gestützt haben. Die Industrie kämpft dagegen mit Unterbrechungen der Lieferketten, Arbeitskräftemangel und steigenden Kosten.

Die EZB selbst rechnet derzeit nicht mit einer Rezession, und ihre jüngsten Prognosen vom Juni zeigen, dass die Arbeitslosigkeit bis 2024 konstant unter 7 Prozent liegen wird. Die EZB hatte im Juli die Zinssätze um einen halben Punkt angehoben. Acht Jahre mit negativen Kreditkosten gingen damit zu Ende. Weitere Erhöhungen sind angekündigt.

Die Konsumentenumfrage war seit 2018 in Arbeit und basiert derzeit auf rund 14'000 Befragungen von Personen ab 18 Jahren in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, den Niederlanden und Belgien. Das sind die sechs grössten Volkswirtschaften des Euroraums, auf die 85 Prozent der Gesamtproduktion in der Region entfallen. In diesen Ländern lebt auch ein ähnlich grosser Anteil der Bevölkerung.

(Bloomberg)