Die Europäische Zentralbank (EZB) müsse vielmehr umsichtig und vorsichtig sein, sagte der Stellvertreter von EZB-Chefin Christine Lagarde der slowenischen Wirtschaftszeitung «Finance» in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview. Denn in den nächsten Monaten gebe es einige Risiken für die Inflationsprognose. «Jede Diskussion über eine Senkung der Zinssätze ist eindeutig verfrüht,» sagte de Guindos. Die EZB werde weiterhin von Sitzung zu Sitzung über die Zinsen entscheiden und dabei datenabhängig vorgehen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt mittelfristig zwei Prozent Inflation für die Euro-Zone an. Zuletzt hatte sich die Teuerungsrate in der 20-Länder-Gemeinschaft deutlich abgeschwächt. Die Verbraucherpreise stiegen im Oktober nur noch um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, nach 4,3 Prozent im September. Auch die Kerninflation, in der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklammert bleiben, nahm im Oktober auf 4,2 Prozent ab nach 4,5 Prozent im September. Dieses Mass wird von der EZB genau verfolgt, da es zugrundeliegende Inflationstrends gut erfasst.
«Wir werden sehen, wie sich die Dinge Monat für Monat entwickeln», sagte de Guindos. Die EZB hatte zuletzt eine Zinspause eingelegt und den am Finanzmarkt massgeblichen Einlagensatz bei 4,00 Prozent belassen - das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion. Laut de Guindos ist der Ansatz der Notenbank gegenwärtig, die Zinssätze lange genug auf einem die Wirtschaft bremsenden Niveau zu halten, um das Inflationsziel zu erreichen.
(Reuters)