Ein ausufernder Handelskrieg, Börsenturbulenzen und die Verschuldungslage der Staaten zählen aus Sicht von EZB-Vizechef Luis de Guindos derzeit zu den grössten Risiken für die Euro-Zone. Angesichts der erhöhten und anhaltenden Unsicherheit sei daher eine starke Aufsicht und Regulierung nach wie vor von entscheidender Bedeutung in allen Finanzsektoren, führte der Stellvertreter von EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag in einer Rede für eine Veranstaltung in Amsterdam aus. Es müsse sichergestellt werden, dass die bisherige Widerstandsfähigkeit auch angesichts künftiger Gefahren erhalten bleibe.
«Die Risiken für das Wachstum, die sich aus den Spannungen im Handel ergeben, könnten in Verbindung mit höheren Verteidigungsausgaben den verfügbaren haushaltspolitischen Spielraum einschränken, um die Wirtschaft gegenüber negativen Schocks abzuschirmen,» warnte de Guindos. Zudem seien Aktien- und Kreditmärkte aufgrund immer noch hoher Bewertungen und einer zunehmenden Risikokonzentration anfällig für Schocks. Insgesamt sei zwar die Finanzstabilität im Euroraum trotz Marktturbulenzen und der hohen Unsicherheit solide geblieben. «Aber trotz der allgemeinen Widerstandsfähigkeit sowohl der Finanz- als auch der Nichtfinanzsektoren gibt es keinen Grund zur Selbstzufriedenheit.»
Aus Sicht von de Guindos ist die grösste Sorge derzeit, dass die anhaltenden Handelsspannungen zu einem Handelskrieg eskalieren könnten. Dies habe dann erhebliche negative Folgen für das globale Wachstum, für die Inflationsentwicklung sowie für die Vermögenspreise. Die Ausführungen von de Guindos liefern einen ersten Vorgeschmack auf den halbjährlichen Finanzstabilitätsbericht, den die Europäische Zentralbank (EZB) am 21. Mai veröffentlichen will.
(Reuters)