"In der Vergangenheit hatten wir eine Menge negativer Überraschungen", sagte Guindos am Mittwoch in Frankfurt im Gespräch mit Bloomberg TV. "Schauen wir, was im November passiert." Im Oktober waren die Konsumentenpreise im Jahresvergleich um 10,7 Prozent gestiegen und damit so stark wie noch nie seit Bestehen der Eurozone.
"Es ist sehr wichtig, dass wir berücksichtigen, dass die Inflation kurzfristig, in den nächsten Monaten, in der Nähe des derzeitigen Niveaus liegen wird, das heisst etwas über 10 Prozent", führte Guindos aus. "Die Teuerung wird in der ersten Jahreshälfte deutlich über unserem Zielwert bleiben. Die Inflation wird sich also um 6 Prozent oder 7 Prozent bewegen."
«Geldpolitik muss einen Beitrag leisten»
Ein Rückgang der Gesamtinflationsrate werde indessen "nicht dazu führen, dass sich die Inflationsrate unserer Definition von Preisstabilität annähert", sagte er. "Geringeres Wachstum wird die Inflation nicht von alleine senken. Ich denke, dass die Geldpolitik einen Beitrag leisten muss."
Zwei von Guindos’ Kollegen im EZB-Rat blieben am Mittwoch bei ihrer harten Linie in Sachen Inflation.
Untätigkeit sei «keine Option»
Estlands Zentralbankchef Madis Müller drängte angesichts der Rekordinflation vom Oktober auf eine weitere "deutliche" Zinserhöhung um 50 oder 75 Basispunkte im nächsten Monat. Sein portugiesischer Amtskollege Mario Centeno betonte, Untätigkeit sei "keine Option", da eine anhaltende Phase erhöhten Preiswachstums an sich eine Rezession auslösen würde.
Der Chef der italienischen Notenbank erklärte indessen vor dem Parlament in Rom, die Zinsen müssten zwar weiter angehoben werden. Gleichzeitig machten die Argumente für einen weniger aggressiven geldpolitischen Ansatz aber Boden gut, so Ignazio Visco.
(Bloomberg)