Im Hinblick auf die Erreichung ihres Inflationsziels steht die Europäische Zentralbank laut Vizepräsident Luis de Guindos erheblichen Unwägbarkeiten gegenüber, die die Preise zu weit in die eine oder andere Richtung ziehen könnten.

«Wir gehen zwar davon aus, dass die Inflation im nächsten Jahr zu unserem Ziel von 2 Prozent zurückkehren wird, doch die Aussichten sind mit erheblichen Risiken behaftet», sagte der Spanier am Montag in London. «Die geopolitische Lage, insbesondere im Nahen Osten, stellt ein besonderes Aufwärtsrisiko für die Teuerung dar.»

Zudem verwies Guindos auf die Gewinnmargen der Unternehmen im Euroraum und den Aufwärtsdruck auf die Löhne und Gehälter. Zu den Abwärtsrisiken gehörten, dass die Geldpolitik die Nachfrage stärker dämpfen könnte als erwartet, sowie eine unerwartete Verschlechterung der Weltkonjunktur.

Die Inflation im Dienstleistungssektor sei „von ihrem Höchststand von fast 6 Prozent im Juli 2023 deutlich zurückgegangen«, so Guindos. „Seit der zweiten Hälfte des letzten Jahres ist ihr Rückgang jedoch ins Stocken geraten und in den letzten fünf Monaten, für die Daten verfügbar sind, lag sie bei 4 Prozent.»

Die am Dienstag veröffentlichten Verbraucherpreisdaten für den Euroraum dürften für April eine im Monatsvergleich unveränderte Teuerungsrate von 2,4 Prozent zeigen. Während die Anleger weiterhin auf drei Zinssenkungen um jeweils einen Viertelpunkt im restlichen Jahr setzen, bekräftigte Guindos, dass sich die Währungshüter nicht festlegen.

«Wir werden weiterhin einen datenabhängigen Ansatz verfolgen von Sitzung zu Sitzung entscheiden, um die angemessene Höhe und Dauer der Restriktion zu bestimmen», so Guindos. «Wir legen uns nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest.»

(Bloomberg)