Das sagte der Vizepräsident der Notenbank, Luis de Guindos. Ungeachtet der Prognosen einer Winterrezession in der Eurozone müsse die geldpolitische Straffung fortgesetzt werden, sagte er in einem am Donnerstag auf der Website der EZB veröffentlichten Interview mit der französischen Zeitung Le Monde.
“Erhöhungen um 50 Basispunkte könnten in nächster Zeit zur neuen Norm werden”, so de Guindos. “Wir sollten davon ausgehen, dass wir die Zinssätze für eine gewisse Zeit in diesem Tempo anheben werden.”
Obwohl die EZB auf ihrer letzten Sitzung eine geringere Zinserhöhung vornahm als zuvor, blieb ihre Rhetorik weiterhin aggressiv. Ökonomen haben ihre Prognosen sowohl für die Straffungsgeschwindigkeit als auch den Höhepunkt des Zinsniveaus im Zyklus angehoben. Wenngleich die Inflation im November zum ersten Mal seit 1 1/2 Jahren zurückging, liegt sie mehr als fünfmal so hoch wie die angestrebten 2 Prozent.
“Unsere Zinssätze werden dann in den restriktiven Bereich gehen”, sagte de Guindos. “Die Schritte, die wir bisher unternommen haben, werden sich auf die Inflation auswirken, aber wir müssen noch mehr tun.” Der schnellste Preisanstieg seit der Einführung des Euro vor mehr als zwei Jahrzehnten könnte in diesem Quartal seinen Höhepunkt erreichen, erklärte EZB-Ratsmitglied Mario Centeno am Mittwoch, bezeichnete weitere Zinserhöhungen jedoch als “unvermeidlich.”
Die griechische Zentralbank warnte diese Woche, dass die Anhebung der Kreditkosten wegen der Bremswirkung auf das Wirtschaftswachstum zu einem “Politik-Dilemma“ führe.
(Bloomberg)
1 Kommentar
"Wir können sagen,
dass die Zentralbanken unabhängig sind, aber die ganze
Macht liegt bei der Regierung. Andy Haldane, der
scheidende Chefökonom der Bank of England, schrieb in
seinem Rücktrittsbrief, dass die Bank nach dem Zweiten
Weltkrieg jahrelang ein Think Tank war und die Regierung
die Zinssätze festlegte. Dazu können wir zurückkehren."
Aber kurzfristig könnten die Zentralbanken doch einen
Tapering-Schock an den Märkten provozieren?
"Um es mit Churchill zu sagen: Wenn du keine Macht mehr
hast, dann rede so, als ob du sie hättest, und manchmal
funktioniert das eine gewisse Zeit. Das ist, was sie tun
werden. Sie werden reden. Dieses Reden kann auf kurze
Sicht durchaus effektiv sein. Aber am Ende ist es wie im
letzten Kapitel des Zauberers von Oz, wenn sie entdecken,
dass der mächtige Zauberer nur ein winzig kleiner Mann
hinter einem Vorhang ist, der eine Orgel spielt. Die
Zentralbanken werden reden, um die Tatsache zu
kaschieren, dass sie keine Macht mehr haben. Das
funktioniert, bis es nicht mehr funktioniert."
Russell Napier: «Wir treten in eine Zeit der
finanziellen Repression ein»