Vizepräsident Luis de Guindos sagte den Ministern, die EZB könne nicht ausschliessen, dass einzelne Kreditinstitute wegen ihres Geschäftsmodells gefährdet sind, berichten Personen, die mit den Inhalten des Treffens vertraut sind. Insgesamt sei das Zinsrisiko für die europäischen Banken aber weit geringer als für die US-Bankenindustrie, so Guindos im Zusammenhang mit dem Kollaps der kalifornischen Silicon Valley Bank vergangene Woche.
Guindos warnte die Minister vor Selbstgefälligkeit. Ein Verlust an Vertrauen in die Banken könne eine Ansteckung auslösen, sagte er. Ein EZB-Sprecher lehnte es ab, sich zu dem Treffen zu äussern.
Das Treffen der Minister, im EU-Slang als Ecofin bekannt, fand vor dem Absturz der Aktien der Credit Suisse Group AG statt, der am Mittwoch die globalen Finanzmärkte aufwühlte und die Schweizerische Notenbank veranlasste, der Credit Suisse Liquidität zur Verfügung zu stellen.
Guindos sprach damit ein Thema an, das auch für die Zinsentscheidung des EZB-Rats am heutigen Donnerstag eine Schlüsselrolle spielen wird. Er betonte den potenziellen Konflikt zwischen der Aufgabe der EZB, die Inflation zu senken, und dem potenziellen Schaden, der einigen Finanzinstituten durch höhere Zinssätze entstehen könnte.
Banken stehen sicher
Generell seien die Banken in der EU durch ihre Liquiditätspuffer abgesichert, und die steigenden Zinsen stützten ihre Zinsmargen, sagte er den EU-Ministern.
Zwei Tage nach der Unterrichtung der Minister durch Guindos hob die EZB am Donnerstag die Zinssätze um einen halben Punkt an, gab aber keine Hinweise auf künftige Schritte. In den Geldpolitischen Beschlüssen erklärte der EZB-Rat, dass der Bankensektor des Eurogebiets widerstandsfähig ist und über eine starke Kapital- und Liquiditätsausstattung verfügt.
“In jedem Fall verfügt die EZB über alle geldpolitischen Instrumente, um das Finanzsystem des Euroraums erforderlichenfalls mit Liquiditätshilfen zu unterstützen und die reibungslose Transmission der Geldpolitik aufrechtzuerhalten”, so die EZB.
(Bloomberg)