«Die Erhöhung der Zinsen wird die Rezession am Bau weiter anheizen, da Finanzierungskosten steigen und Bauen weiter verteuert wird», sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Aus Sicht der EZB, die für die Geldwertstabilität im Euroraum verantwortlich ist, möge der Zinsschritt aufgrund der Inflation zwar nachvollziehbar sein. Allerdings werde damit die Notwendigkeit erhöht, dass die Bundesregierung ein Bau-Paket auf den Weg bringen müsse.
«Nur eine gesunde Bauindustrie schafft den dringend benötigten Wohnraum und verhindert, dass Wohnen zum Luxusgut und damit zu sozialem Sprengstoff wird», sagte Müller. Wohnungsbau sei Standort- und Sozialpolitik. Um gegenzusteuern, fordert der Verband beispielsweise die zeitweise Aussetzung der Grunderwerbssteuer, eine Entschlackung der Standards und ein Sondervermögen für öffentliche Wohnungsunternehmen. «Wir brauchen eine massive Ausweitung des Zinsverbilligungsprogramms», fügte Müller hinzu. Auch Eigenkapital-unterstützende Darlehen seien ratsam.
Die EZB hat im Kampf gegen die Inflation die Zinsen auf das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion angehoben. Trotz der mauen Konjunktur beschlossen die Euro-Wächter um Notenbankchefin Christine Lagarde am Donnerstag, den Leitzins von 4,25 auf 4,50 Prozent anzuheben - es war bereits die zehnte Anhebung in Folge. «Die EZB geht mit ihrer erneuten Zinserhöhung ein erhebliches Risiko ein», sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher. «Damit könnte sie dazu beitragen, dass die Wirtschaft der Euro-Zone in die Rezession rutscht, ohne dass sie die Inflation noch schneller senkt.»
(Reuters)