2024 stiegen die Kakaopreise auf Rekordstände. Schlechte Ernten in Westafrika hatten den Weltmarkt in ein massives Versorgungsdefizit geführt. Inzwischen sind die Preise wieder gesunken, und sie dürften weiter fallen: Für das Erntejahr 2026 sagen die Analysten der Privatbank Berenberg einen Kakaopreis voraus, der 20 Prozent tiefer ist als 2025. Diese Senkung werde Teil eines umfassenderen Rohstoffkostenrückgangs sein - der das Volumenwachstum bei den Schokoladenherstellern begünstige. Dies allerdings in unterschiedlicher Ausprägung.

In der am Donnerstag veröffentlichten Studie erfassen die Berenberg-Experten die drei Hersteller Lindt & Sprüngli, Barry Callebaut und Mondelez, sehen Lindt als Hauptnutzniesser der fallenden Rohstoffkosten und heben die Valoren als Top-Pick unter den Schokoladen-Aktien heraus.

Für das in Kilchberg beheimatete Unternehmen rechnen sie mit einer 7-prozentigen Entlastung im Geschäftsjahr 2026. Sinkende Kosten und Preise werden sich über eine darauf reagierende und verstärkte Nachfrage in ein beschleunigtes Volumenwachstum übersetzen, heisst es in der Analyse. Demnach ist Lindt & Sprüngli besser für die erwartete Marktdynamik aufgestellt als die Konkurrenz. Zudem sind laut Brancheneinschätzungen Premiummarken wie Lindt weniger stark von der Ausweitung von Handelsmarken betroffen. Das von Berenberg gesetzte Kursziel der Namenaktie steigt auf 115'301 von 110'446 Franken. Den Partizipationsschein sehen die Experten neu bei 11'530 Franken (zuvor: 11'045 Franken). Die Einstufung lautet weiterhin «Hold».

Weniger zuversichtlich sind die Analysten für Barry Callebaut. Das Preisziel steigt zwar auf 1200 von 1110 Franken. Doch das Rating lautet jetzt «Hold», nicht mehr «Buy». Das Unternehmen werde lediglich eine 5-prozentige Entlastung durch die Rohstoffkostendeflation erfahren. Zudem dürften sich die Vorteile der niedrigeren Kakaopreise erst nach dem Geschäftsjahr 2027 voll auf BC auswirken. Längerfristig sehen die Spezialisten der in Hamburg ansässigen Privatbank Risiken um den Kakaoanbau in der Elfenbeinküste, die einen Grossteil des Weltmarktes versorgt. So etwa unzureichende Neuanpflanzung, mangelnder Düngemitteleinsatz und die Verbreitung des Pflanzenvirus CSSV.

Nicht nur Barry Callebaut, auch Mondelez wurde zurückgestuft: von «Buy» auf «Hold». Das Kursziel lautet neu 70 Dollar (zuvor: 81 Dollar). Wohl sei der Ausblick für die Kosten positiv. Doch die Nachfrageseite sei anspruchsvoller, was nach Ansicht der Berenberg-Analysten noch nicht hinreichend in den Konsenserwartungen abgebildet ist.  

Die Valoren von Lindt & Sprüngli sowie Barry Callebaut reagierten am Donnerstagvormittag entsprechend der Berenberg-Einschätzung: Die Lindt-Namenaktie und der Partizipationsschein sind gestiegen, die Aktie von Barry Callebaut ist gefallen. Im vorbörslichen Handel fielen auch die in den USA kotierten Valoren von Mondelez.

Reto Zanettin
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