Herr Burkhard, womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?

Ulrich Burkhard: Als KV-Lehrling verdiente ich 450 Franken. Das war damals, 1977, im Vergleich zu anderen Lehrstellen sehr gut bezahlt.

Was haben Sie mit dem Geld gemacht?

Meine Eltern machten die klare Ansage, dass der Lehrlingslohn für alle persönlichen Auslagen, ausser Kost und Logis, verwendet wird. Es ist mir sogar gelungen, einen Teil des Lohns zu sparen. So habe ich im Alter von 16 Jahren finanzielle Unabhängigkeit erreicht. Erste wichtige Lektion: Lebenshaltungskosten konstant tiefer halten als generiertes Einkommen.

Wofür geben Sie heute Geld aus?

Konsum sagt mir wenig. Natürlich geniessen meine Frau und ich beschauliche Ferien. Bis zum Ausbruch von Covid haben wir immer Destinationen gewählt, die mit dem Zug erreichbar sind. Kapital ist für mich ein Werkzeug, das ich – wie ein Handwerker seine Werkzeuge – geschickt einsetzen will, um ein Projekt oder eine Firma voranzutreiben.

Wofür geben Sie ungern Geld aus?

Die Rechnungen mit den höchsten Beträgen sind die Steuern, trotzdem ärgere ich mich nicht darüber. Zwischen 1992 bis 2008 war ich sehr viel in Lateinamerika unterwegs. Seither schätze ich den Gegenwert, den ich als Bürger in der Schweiz für meine Abgaben erhalte. Generell sind unsere Ausgaben im Vergleich zum Einkommen bescheiden, beim Einkauf sind uns allerdings Bioprodukte und Nachhaltigkeit wichtig.

Was bedeutet Ihnen Geld?

In der Schweiz ist Geld vorwiegend das Resultat der geleisteten Arbeit, kombiniert mit dem Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort eine Chance zu bekommen. Mit 38 Jahren habe ich mit meinen Partnern das Marcuard Family Office gestartet. Dieser Schritt war nur möglich, weil ich während der ersten 20 Jahre genügend Kapital angespart hatte, um damit den Start mit eigenem Geld zu wagen. Geld ist für mich primär ein effizientes Mittel, um wirtschaftliche und gesellschaftliche Projekte zu realisieren.

Spenden Sie?

Ja, ich spende, gleichzeitig engagiere ich mich in verschiedenen nachhaltigen Projekten, unter anderem in den Bereichen Aufforstung sowie Biodünger und Biopestizide.

Dieser Beitrag erschien zuerst im Digitalangebot der "Bilanz" unter dem Titel: "Family-Office-Gründer Ulrich Burkhard: «Konsum sagt mir wenig»"

sdf
Anne-Barbara LuftMehr erfahren