Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell beliessen den geldpolitischen Schlüsselsatz am Mittwoch im Korridor von 4,25 bis 4,50 Prozent. Die unabhängige Notenbank widersetzt sich mit der erneuten Zinspause den Forderungen von US-Präsident Donald Trump, der auf eine rasche Senkung dringt. Experten hatten damit gerechnet. Sie sagten in ersten Kommentaren:

THOMAS GITZEL, CHIEF ECONOMIST, VP BANK GROUP

«Fed-Chef Jerome Powell möchte vor der nächsten Zinssenkung die Inflationsgefahren gebannt sehen. Dies wird auch auf der nächsten Sitzung im Juni nicht der Fall sein. Weitere geldpolitische Lockerungen wird es deshalb aller Voraussicht nach erst in den Herbstmonaten geben. Gespannt darf man derweil sein, wie die Reaktionen des Weissen Hauses in Washington ausfallen. Kritik an der Fed schürt Befürchtungen, dass US-Präsident Donald Trump Einfluss auf die Geldpolitik zu gewinnen versucht. Dies etwa durch personelle Entscheidungen. Die Unabhängigkeit der Fed und die Stellung des Dollar als Weltreservewährung gehören zu den Garanten des wirtschaftlichen Erfolgs der USA. Sollten Zweifel an einer unabhängigen Geldpolitik aufkommen, hätte dies schwerwiegende Folgen für die USA.»

BASTIAN HEPPERLE, EXECUTIVE DIRECTOR FINANCIAL MARKETS SALES, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE

«Die Fed fügt sich Präsident Trump nicht und demonstriert ihre Unabhängigkeit. Zunehmende Konjunktur- und Inflationsrisiken lassen die Fed in einen Zielkonflikt gleiten. Vorerst wird sie jedoch ihre Position halten und auf mehr Klarheit warten. Da ihre Sorgen um den Arbeitsmarkt zunehmen dürften, wird sie den Leitzins im September senken.»

ELMAR VÖLKER, SENIOR FIXED INCOME ANALYST IM LBBW RESEARCH

«Die US-Notenbanker haben erwartungsgemäss den wiederholten Forderungen Donald Trumps nach baldigen Zinssenkungen widerstanden. Ein Einknicken gegenüber dem US-Präsidenten – zumal ohne eine glasklare ökonomische Indikation in Richtung geldpolitischer Lockerung – würde die Unabhängigkeit der Fed in der Wahrnehmung vieler Marktakteure beschädigen. Eine solche glasklare Indikation liegt derzeit weder angesichts der jüngsten unerwartet robusten Arbeitsmarktdaten vor. Noch lässt der bald drohende Inflationsschub Spielraum für schnelle Zinssenkungen. Ob sich der Nebel der Unsicherheit in absehbarer Zeit hinreichend lichtet, damit die Währungshüter guten Gewissens auf den Zinssenkungspfad zurückkehren können, halten wir weiterhin für zweifelhaft.»

MICHAEL HEISE, DER CHEFÖKONOM VON HQ TRUST

«Wenn Trump seine aggressive Zollpolitik fortsetzt, würde das einen erheblichen Zielkonflikt für die Notenbank heraufbeschwören. Je stärker die Importzölle steigen und damit die Inflation in den USA anheizen, umso weniger wahrscheinlich sind Zinssenkungen im weiteren Verlauf des Jahres. Die US-Notenbank wird dann erhebliche Bremswirkungen der Konjunktur in Kauf nehmen müssen, um die Preisniveaustabilität zu sichern.»

LENA DRÄGER, FORSCHUNGSDIREKTORIN AM IFW

«Fed-Chairman Jerome Powell hat mehrfach betont, dass geldpolitische Entscheidungen unabhängig getroffen werden müssen und sich ausschliesslich an der wirtschaftlichen Lage orientieren dürfen. Die aktuellen Daten sprechen weiterhin für eine abwartende Haltung mit unveränderten Zinsen: Die Inflation hat sich seit Jahresbeginn auf einem Niveau von etwas über 2 Prozent stabilisiert, während der Arbeitsmarkt – trotz hoher politischer Unsicherheit und einem leichten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal – bislang robust bleibt.»

(Reuters)