«Es ist sinnvoll, den Leitzins des FOMC in zwei Wochen um 25 Basispunkte zu senken», sagte Waller in einer Rede auf einer Veranstaltung der New York University. Die Risiken für die Wirtschaft würden zunehmen und es sei sehr wahrscheinlich, dass die zollbedingte Inflation nicht zu einem anhaltenden Anstieg des Preisdrucks führen werde, sagte Waller. Laut dem Notenbankdirektor deutet alles darauf hin, dass die Fed über die Auswirkungen der Zölle hinwegsehen und sich auf andere Themen konzentrieren kann.
Waller warnte davor, dass ein Verzicht auf eine Lockerung in diesem Monat später zu Problemen führen könnte. «Wenn wir unser Zielband im Juli senken und die nachfolgenden Beschäftigungs- und Inflationsdaten auf weniger Senkungen hindeuten, hätten wir die Möglichkeit, die Politik für eine oder mehrere Sitzungen beizubehalten», so der Fed-Direktor. Sollte sich die wirtschaftliche Schwäche jedoch beschleunigen, «würden wir bei einem Warten bis September oder sogar noch später im Jahr Gefahr laufen, hinter die Kurve der angemessenen Politik zu fallen», erklärte er weiter.
Notenbankchef Jerome Powell hatte sich nach dem jüngsten Zinsbeschluss für eine abwartende Haltung ausgesprochen, um die von der Zollpolitik ausgehenden Effekte auf die Preisentwicklung genauer studieren zu können. In den kommenden Monaten sei eine «spürbare Inflation» zu erwarten. Waller ist einer der letzten Vertreter der Zentralbank, der sich zur Wirtschaft äussert, während die Entscheidungsträger in die übliche Ruhephase vor der für den 29. und 30. Juli angesetzten FOMC-Sitzung eintreten. Die Finanzmärkte gehen derzeit davon aus, dass die Zinssenkungen im September beginnen werden. Waller ist einer von zwei Fed-Vertretern, die ihr Interesse an einer Zinssenkung in diesem Monat bekundet haben, da sie davon ausgehen, dass der Anstieg der Einfuhrzölle ein einmaliges Ereignis sein wird, das die Entscheidungsträger durchschauen können.
Wallers Äusserung fällt in eine Zeit, in der US-Präsident Donald Trump die unabhängige Fed immer wieder zu Zinssenkungen drängt und Powell verbal attackiert. Waller wird neben anderen als ein möglicher Nachfolger Powells gehandelt, dessen Amtszeit im Mai 2026 abläuft. Trump hat angekündigt, schon in naher Zukunft einen Nachfolger nominieren zu wollen.
(Reuters)